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2011 übergab Herbert Bodner (li.) die Führung an Roland Koch. Nun muss er selbst wieder an den Job des Vorstandsvorsitzenden übernehmen.

Foto: epa/BORIS ROESSLER

Mannheim - Nach drei Jahren soll der Österreicher Herbert Bodner wieder Platz auf dem Stuhl des Vorstandsvorsitzenden beim deutschen Dienstleistungskonzern Bilfinger nehmen. 2011 hatte er den Staffelstab an Roland Koch überreicht, nun soll der 66-Jährige zumindest bis Ende Mai 2015 die Zügel in der Hand halten. Der Bauingenieur ist im Moment noch Mitglied im Aufsichtsrat.

Seit 1999 hatte Bodner an der Spitze des Konzerns gestanden, der damals noch unter Bilfinger Berger firmierte. Der sachlich auftretende Manager baute das Unternehmen erfolgreich um, fuhr das konjunkturanfällige Baugeschäft zurück und erweiterte den Dienstleistungsbereich durch Zukäufe massiv.

Krisenerprobt

Bodner, der seine berufliche Karriere beim Stuttgarter Bauunternehmen Züblin begonnen hatte, erlebte allerdings auch Krisen. Als 2009 das Kölner Stadtarchiv beim U-Bahn-Bau einstürzte und zwei Menschen in den Tod riss, geriet Bilfinger Berger in die Kritik. Pfuschvorwürfe machten die Runde. Erst als Bodner mit Schadenersatzklagen bei Verunglimpfungen drohte, kehrte Ruhe ein.

Wie die Bilfinger SE am Montagabend in Mannheim mitteilte, soll Koch zum 8. August ausscheiden.

Mehrere Gewinnwarnungen

Hintergrund ist eine erneute Gewinnwarnung. Wegen einer nochmals reduzierten Ergebnisprognose in der Kraftwerkssparte muss der Konzern seine Vorhersagen für das Gesamtjahr abermals anpassen. Ende Juni hatte Bilfinger seine Ziele schon einmal revidiert. Nun gehen die Mannheimer von einem um 25 Mio. Euro reduzierten bereinigten Konzernergebnis zwischen 205 und 220 Mio. Euro aus.

"Für ein unverändert erfolgreiches Unternehmen wie Bilfinger ist Berechenbarkeit am Kapitalmarkt ein wichtiges Gut", erklärte Koch, auch früherer Ministerpräsident des deutschen Bundeslandes Hessen, der Mitteilung zufolge. "Durch zwei kurz aufeinanderfolgende Gewinnwarnungen, für die ich als Vorstandsvorsitzender einstehe, ist dieses Vertrauen erschüttert."

Vertreter der Anteilseigner hatten zuvor einem Vorschlag des Aufsichtsrates zugestimmt, ein vorzeitiges Ausscheiden des früheren hessischen Ministerpräsidenten zu empfehlen. Am Donnerstag soll das Kontrollgremium den Schritt dann offiziell beschließen. Bodner soll vom 11. August 2014 bis zum 31. Mai 2015 Interimsvorstandschef sein. Sobald ein Nachfolger für Koch gefunden sei, wolle er in den Aufsichtsrat zurückkehren, hieß es.

Bilfinger hat derzeit vor allem Probleme mit den Folgen der Energiewende. Unter Koch wurde auch ein Sparkurs mit Stellenstreichungen eingeleitet. Besonders stark ist die zur Kraftwerkssparte gehörende Fertigung von Hochdruck-Rohrleitungen von den Folgen der Energiewende betroffen. Bilfinger setzte mit dem Hochdruckrohrleitungsbau zuletzt rund 400 Mio. Euro um. Für die jüngste Gewinnwarnung war nach Konzernangaben auch ein verlorener Auftrag in Südafrika verantwortlich. (APA, 4.8.2014)