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Niki Lauda hatte schon kundgetan, dass er eine Einigung begrüßen würde.

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Nach der Einstellung ist der 83-Jährige offiziell unschuldig, nicht vorbestraft und kann weiter an der Spitze der Formel 1 bleiben, die er aufgebaut hat und bis heute beherrscht.

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München - Das Bestechungsverfahren gegen Bernie Ecclestone wird mit der Zahlung von 100 Millionen Dollar eingestellt. Im Prozess gegen den 83-jährigen Formel-1-Boss hatte sich der Deal zwischen dem Engländer und der deutschen Staatsanwaltschaft bereits abgezeichnet. Das Landgericht München hat nun erklärt, auf den Vergleich einzugehen. 99 Millionen Dollar fließen der Staatskasse zu, eine Million einer Kinderhospizstiftung. Das Geld muss Ecclestone innerhalb von einer Woche zahlen. Die Auflage kann Ecclestone wohl problemlos stemmen: Mit der Formel 1 wurde er reich und galt lange als einer der vermögendsten Männer Englands.

Schwieriger Nachweis

Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor erklärt, sie wäre mit dem Vergleich einverstanden, und begründete ihre Zustimmung mit dem hohen Alter Ecclestones und der langen bisherigen Verfahrensdauer, allerdings auch mit Ergebnissen der Beweisaufnahme im Prozess. Demnach habe es sich im bisherigen Prozessverlauf als schwierig erwiesen, Ecclestone nachzuweisen, dass er von einer Amtsträgerschaft des ehemaligen BayernLB-Vorstands Gerhard Gribkowsky wusste. "Für uns stellt sich nicht die Frage nach Sieg oder Niederlage", sagte Staatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch nach Verhandlungsende am Dienstag.

Entscheidend sei, dass es der Staatsanwaltschaft gelungen sei, die Vorwürfe gegen Ecclestone überhaupt vor Gericht zu bringen. "Wir erkennen eine Restschuld bei Ecclestone", fügte Steinkraus-Koch hinzu. Allerdings habe auch Ecclestone erkannt, dass sein Verhalten nicht richtig gewesen sei. Der Staatsanwalt unterstrich, dass Ecclestone "wesentlich" zur Aufklärung beigetragen habe. Hätte dieser vor Gericht nicht zugegeben, dass es einen Geldfluss an den früheren BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky beim Verkauf der Formel 1 gegeben habe, "hätten wir das höchstwahrscheinlich nicht klären können".

Der Deal, der in Österreich gar nicht möglich wäre, führt dazu, dass der Brite offiziell unschuldig und nicht vorbestraft ist und weiter an der Spitze der Formel 1 bleiben kann, die er aufgebaut hat und bis heute beherrscht. Im Falle einer Verurteilung wäre er seinen Job dort los gewesen.

"Kein Deal"

Ecclestones Anwalt Sven Thomas betonte, dass die Einstellung eines Strafprozesses ein ganz normaler Weg der Justiz sei und nichts mit dem Vermögen Ecclestones zu tun habe: "Das ist kein Deal. Das hat mit Freikaufen nichts zu tun." Für Ecclestone habe die Einstellung vor allem den Vorteil, dass das Verfahren sofort beendet sei und er sich wieder ganz auf seinen Chefposten bei der Formel 1 kümmern könne. Andernfalls hätte der Prozess womöglich noch lange dauern können. "Die Hände der Justiz können überaus klebrig sein", meinte Thomas.

Ecclestone musste sich seit Ende April wegen Bestechung eines Amtsträgers und Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall vor Gericht verantworten. Die Anklage hatte ihm vorgeworfen, dem ehemaligen BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky 44 Millionen Dollar (32,78 Mio. Euro) Bestechungsgeld beim Besitzerwechsel der Rennserie gezahlt zu haben.

Im Gegenzug kassierte der Brite von der BayernLB eine Beraterprovision von 41 Millionen Dollar (30,55 Mio. Euro) für seine Arbeit beim Formel-1-Verkauf. Als Ausgleich dafür will Ecclestone der Landesbank zusätzlich zu den 100 Millionen Dollar eine Entschädigung von 25 Millionen Euro zahlen.

Amtsträger oder nicht

Dass Ecclestone die Millionen an Gribkowsky gezahlt hat, stand von Anfang an fest. Im Prozess ging es vor allem um die Frage, wofür die Millionen flossen und ob Ecclestone wusste, dass die BayernLB eine staatliche Bank ist und Gribkowsky somit ein Amtsträger. Mehrere Ex-Vorstände der Landesbank ließen die Richter als Zeugen aber daran zweifeln, dass der staatliche Auftrag der BayernLB für Außenstehende erkennbar war.

Auch die Gründe für die Millionenzahlung an Gribkowsky ließen sich nicht ganz aufklären: Während Gribkowsky die Zahlung als Bestechung schilderte, stellte sich Ecclestone als Opfer einer Bedrohung durch den Banker dar. Um seine Ruhe zu haben, habe er dem Banker das Geld überwiesen.

Mehrere Zeugen hatten aber Zweifel an der Glaubwürdigkeit Gribkowskys genährt, der vor zwei Jahren bereits wegen Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden war. In seinem Fall wäre eine Einstellung des Strafprozesses schon allein wegen der Höhe der hinterzogenen Steuern nicht möglich gewesen. (Reuters/red, 5.8.2014)