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Yoshiki Sasai, rechts, mit seiner Forscherkollegin und Erstautorin der umstrittenen STAP-Studie, Haruko Obokata, nach einer Pressekonferenz im Jänner 2014.

Foto: AP Photo/Kyodo News

Tokio - Der Ko-Autor einer umstrittenen Stammzellen-Studie ist in einem japanischen Forschungsinstitut tot aufgefunden worden. Laut Polizeiberichten habe sich der 52-jährige Yoshiki Sasai im Riken Center for Developmental Biology in Kobe selbst das Leben genommen. Sasai war auch Vize-Direktor des Riken-Instituts. Auf seinem Schreibtisch habe man offenbar einen Abschiedsbrief gefunden, hieß es weiter.

Sasai gehörte zu einer Forschergruppe, die nach eigenen Angaben eine neue Methode zur Verjüngung von Zellen mit Säure entwickelt hatte und die Studie im Jänner im britischen Fachmagazin "Nature" veröffentlichte. Rasch gab es Zweifel an der Sauberkeit dieser Studie.

Anfang Juni kündigte das Riken-Institut an, dass eine beteiligte Wissenschafterin ihre Forschungspapiere zurückziehen werde. Die Frau war der stellenweisen Manipulation und Fälschung beschuldigt worden, was sie entschieden zurückgewiesen hatte. Sasai hatte ihre Arbeit beaufsichtigt.

Untersuchung bringt Unstimmigkeiten ans Licht

Kurze Zeit später zog auch "Nature" die Veröffentlichung zurück. Zuvor hatte eine Untersuchung gezeigt, dass die beiden erschienenen Artikel zu den Experimenten fehlerhafte Daten enthielten. Daraufhin distanzierten sich sämtliche Autoren von den Resultaten und entschuldigten sich für die Fehler.

Die Wissenschafter aus Japan und den USA hatten Ende Jänner berichtet, dass sie unter anderem mit Zitronensäure Körperzellen neugeborener Mäuse in eine Art embryonalen Zustand zurückversetzt hatten. Diese sogenannten STAP-Zellen könnten sich wieder in nahezu jeden Zelltyp entwickeln, schrieb das Team damals. Eine solche Zellverjüngung hatten Forscher bis dahin nur mit genetischer Manipulation erreicht.

Verdächtig ähnliche Fotos

Allerdings entdeckte das japanische Riken-Institut, an dem die meisten beteiligten Wissenschafter forschen, dass Aufnahmen in der Studie solchen aus der Doktorarbeit von Erstautorin Haruko Obokata aus dem Jahr 2011 ähnelten. Das renommierte Institut beschuldigte die Forscherin der Manipulation und kündigte an, die Studienresultate in Labortests zu überprüfen, was ein Jahr dauern werde. Die 30-Jährige hatte sich noch im April auf einer live übertragenen Pressekonferenz gegen die Vorwürfe verteidigt, allerdings auch Fehler eingeräumt.

Anfang Juli listeten die beteiligten Forscher, darunter auch Obokata, in einer Mitteilung an "Nature" Irrtümer in den beiden Papers auf und entschuldigen sich dafür. Sie könnten nicht zweifelsfrei sagen, ob die von ihnen geschilderten Phänomene echt seien. "Laufende Studien untersuchen das Phänomen neu, aber angesichts der umfangreichen Natur der bisher gefundenen Fehler halten wir es für angemessen, beide Artikel zurückzuziehen", schreiben sie.

"Nature": Verhängnisvolle Fehler nicht erkannt

"Nature" selbst betonte in einem Kommentar, die Zeitschrift habe die Studie von Gutachtern prüfen lassen. "Obwohl Herausgeber und Gutachter die verhängnisvollen Fehler in dieser Arbeit nicht hätten erkennen können, hat dieser Vorgang Schwächen in den Abläufen von "Nature" und der mit uns veröffentlichenden Institutionen aufgezeigt." Die Qualitätsprüfung werde nun verbessert - auch um sicherzustellen "dass das Vertrauen von Bürgern in Wissenschaft nicht betrogen wird". (APA/red, derStandard.at, 05.08.2014)