Kabul/Washington/Berlin - Bei einem Anschlag in einer Militärakademie in Kabul sind ein US-General erschossen und mehr als ein Dutzend weitere Soldaten verwundet worden. Auch ein deutscher Brigadegeneral wurden bei dem Vorfall am Dienstagmittag schwer verletzt, wie die deutsche Bundeswehr mitteilte. Der Deutsche war demnach außer Lebensgefahr. Nach afghanischen Angaben wurden insgesamt 19 Soldaten verletzt.

Der Angreifer, ein Mann in afghanischer Militäruniform, wurde bei einem Schusswechsel getötet. Das US-Verteidigungsministerium bestätigte, dass ein US-General bei dem Angriff getötet wurde. Das Opfer war damit der ranghöchste ausländische Soldat, der seit Beginn des internationalen Militäreinsatzes in Afghanistan im Herbst 2001 getötet wurde. Laut "New York Times" handelt es sich um einen Generalmajor.

Deutscher General außer Lebensgefahr

Pentagonsprecher James Kirby sagte, "bis zu 15" Menschen seien verletzt worden, es handle es sich dabei nicht ausschließlich um US-Bürger. Bei dem Angreifer in afghanischer Uniform habe es sich offenbar um einen afghanischen Soldaten gehandelt. Er sei bei einem Schusswechsel getötet worden, sagte Kirby.

Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam teilte mit, der deutsche Brigadegeneral sei nach derzeitigem Stand außer Lebensgefahr und werde medizinisch versorgt. Die Angehörigen seien informiert. Den Namen des verletzten Brigadegenerals veröffentlichte die Bundeswehr zunächst nicht. Er ist der zweite deutsche General, der während des fast 13-jährigen Einsatzes der Bundeswehr in Afghanistan zum Opfer eines Anschlags wurde. Vor drei Jahren wurde der damalige Zwei-Sterne-General Markus Kneip bei einem Sprengstoffanschlag auf den Gouverneurssitz im nordafghanischen Talokan verletzt. Heute zählt er zu den wichtigsten militärischen Beratern der Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU).

Innentäterangriff

In dem Ausbildungszentrum fand gerade ein Treffen von "Schlüsselpersonen" für den Einsatz statt, als ein Mann in afghanischer Uniform auf die Soldaten schoss. Die Bundeswehr sprach von einem "Attentat, vermutlich durch einen Innentäterangriff".

Der afghanische General Mohammed Afzal Aman bezifferte die Zahl der Verletzten auf insgesamt 19. Neben dem Deutschen seien 15 US-Soldaten und drei afghanische Offiziere verwundet worden. Der Angriff ereignete sich in der Marshal Fahim National Defense University im Camp Kargha. Darin befindet sich auch eine von den Briten geleitete Offiziersschule. Die internationale Afghanistantruppe ISAF teilte aber mit, der Angriff habe sich nicht in der Offiziersschule ereignet. Die Anlage wurde abgeriegelt.

Der afghanische Präsident Hamid Karzai verurteilte den Angriff als einen feigen Akt der Feinde Afghanistans, die den Aufbau starker Institutionen verhindern wollten. Die Taliban äußerten sich zu dem Anschlag zunächst nicht. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin verurteilte den "verabscheuungswürdigen Angriff auf ISAF-Soldaten auf das Schärfste".

In den vergangenen Jahren gab es bereits wiederholt tödliche Angriffe afghanischer Soldaten auf ausländische Kameraden. Dabei war nicht immer klar, ob die Angreifer im Auftrag der Taliban-Rebellen handelten oder wegen kultureller und anderer Missverständnisse zur Waffe griffen. Zuletzt waren solche Anschläge aber seltener geworden, da die ausländischen Truppen vor dem Ende des Kampfeinsatzes Ende 2014 stark reduziert wurden.

Nach dem Abzug der Kampftruppen wird voraussichtlich nur noch eine Rumpftruppe zu Ausbildungs- und Sicherungszwecken zurückbleiben. Ein Abkommen über die Stationierung der Truppen wurde bisher nicht unterzeichnet, da der scheidende Präsident Karzai dies seinem Nachfolger überlassen wollte. Wegen Streits über den Ausgang der Präsidentenwahl verzögert sich jedoch die Übergabe der Macht. (APA, 5.8.2014)