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Ein somalischer Angestellter bedient einen Kunden in einer Geldtransfer-Filiale. Zahlreiche Familien in Afrika hängen von Unterstützung ihrer Angehörigen im Ausland ab.

Reuters / Faisal Omar

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Horrende Summen gehen aufgrund zu hoher Gebühren bei Überweisungen verloren - Geld, das der afrikanische Kontinent dringend benötigt.

EPA/STUART PRICE/AU-UN IST/HANDOUT

Afrikanische Migranten senden jährlich über 30 Milliarden Dollar in ihre Herkunftsländer. Diese Summe soll laut einer Studie der Weltbank bis 2016 auf über 40 Milliarden Dollar steigen. Dadurch spielt die afrikanische Diaspora eine bedeutende Rolle für die Entwicklung des afrikanischen Gesundheits- und Bildungswesens und fördert mit den Geldsendungen Lebensmittelsicherheit und Investitionen in die Landwirtschaft.

Einem Bericht der britischen Denkfabrik "Overseas Development Institute" (ODI) zufolge verlieren jedoch afrikanische Migranten aufgrund überdurchschnittlich hoher Überweisungsgebühren jährlich etwa 1,8 Milliarden Dollar. Mit dieser Summe könnte man laut ODI verbesserte sanitäre Einrichtungen für acht Millionen Menschen schaffen, Grundschulbildung für 14 Millionen Kinder sichern oder Zugang zu sauberem Wasser für 21 Millionen Menschen finanzieren.

Die höchsten Gebühren in der ärmsten Region der Welt

In der ärmsten Region der Welt, in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara, liegen die Gebühren durchschnittlich bei zwölf Prozent, wohingegen der internationale Durchschnitt etwa 7,8 Prozent beträgt. Überweisungen innerhalb Afrikas, beispielsweise von Südafrika nach Tansania, können sogar mit Gebühren von über 20 Prozent einhergehen.

Den hohen Kosten für Finanztransfergeschäfte in und nach Afrika liegen mehrere Probleme zugrunde. In afrikanischen Ländern mangelt es an klassischer Infrastruktur zum Geldtransfer und an regulatorischen Voraussetzungen am Finanzmarkt. Der Zugang zu Banken, die sich meist nur in größeren afrikanischen Städten befinden, gestaltet sich schwierig, und ein Großteil der afrikanischen Bevölkerung besitzt in weiterer Folge kein Bankkonto.

Eingeschränkter Wettbewerb treibt Kosten in die Höhe

Die Filialen von Bargeldtransfer-Firmen sind hingegen allgegenwärtig und meist auch weit unbürokratischer. Die Annahme von Geldsendungen bei Banken geht meist mit umständlichen Formalitäten einher, während für Auszahlungen bei Geldtransfer-Firmen ein einfaches Passwort genügt.

Fehlende beziehungsweise unflexible Bankstrukturen sind jedoch nicht der einzige Grund für hohe Überweisungsgebühren. Zwei Geldtransfer-Firmen, Western Union und Moneygram, dominieren den Markt in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara: Zwei Drittel aller Überweisungen erfolgen über diese Anbieter. Die fehlende Konkurrenz treibt die Kosten in die Höhe. Zudem verhindern Ausschließlichkeitsvereinbarungen zwischen Geldtransfer-Firmen und Banken, dass die Kosten für Überweisungen sinken.

NGOs und internationale Organisationen wie die Weltbank, OECD oder die Vereinten Nationen drängen schon seit Jahren auf niedrigere Gebühren. Die G8- und G20-Staaten fordern sogar, die Gebühren weltweit auf fünf Prozent zu senken. Würde dieses Ziel umgesetzt werden, stünden der afrikanischen Diaspora jährlich zwischen 1,8 und 2,3 Milliarden Dollar mehr zur Verfügung. Eine nicht unbedeutende Geldsumme, die der Entwicklung des Kontinents zugutekommen würde. (Judith Moser, derStandard.at, 5.8.2014)