Paris - Die in vielen Plastikprodukten enthaltene chemische Verbindung Bisphenol A zählt zu den sogenannten "endokrinen Disruptoren". Sie gilt als krebserregend und auch durch ihre hormonelle Wirksamkeit für Menschen als schädlich. Laut einer aktuellen Studie im Fachmagazin "Faseb Journal" könnte Bisphenol A auch Lebensmittel-Allergien auslösen: Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft oder der Stillzeit einer geringen Dosis der Verbindung ausgesetzt waren, hätten ein höheres Risiko, im Erwachsenenalter eine Unverträglichkeit für Lebensmittel oder sogar eine Allergie zu entwickeln.

Die französischen Forscher stützen ihre Erkenntnisse auf Versuche mit Ratten. Sie untersuchten zwei Gruppen von Tieren, die unterschiedliche Dosen von Bisphenol A erhielten. Ratten, deren Mütter der Chemikalie ausgesetzt waren, entwickelten später eine Unverträglichkeit oder sogar eine Allergie gegen ein Eiweiß-Protein, mit dem sie gefüttert wurden.

Geringere Dosis, verstärkter Effekt

"Wir haben zum ersten Mal eine Verbindung zwischen Nahrungsmittelunverträglichkeit und Bisphenol A bei Tieren hergestellt", sagte Eric Houdeau vom Nationales Institut für Agronomieforschung (Inra) in Frankreich. Demnach war der Effekt auf das Immunsystem bei einer geringeren Dosis sogar stärker, weshalb Grenzwerte wie die von der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit zuletzt veranschlagten täglichen fünf Mikrogramm pro Kilo Körpergewicht proplematisch seien.

Houdeau räumte ein, dass die Ergebnisse der Studie nicht einfach auf den Menschen übertragen werden könnten. Weitere Untersuchungen seien dringend nötig. Die Forscher widmen sich nun den Wirkungen einer weiteren Verbindung, Bisphenol S, die in vielen Lebensmittelverpackungen (auch in Babyfläschchen) oft als Ersatz für Bisphenol A verwendet wird.

Hautkontakt ausreichend

Bisphenol A kommt vorwiegend in der Innenbeschichtung von Konservendosen und in Plastikflaschen und -verpackungen aus Polycarbonat vor. Die Chemikalie ist aber auch auf Kassenbons und Fahrkarten zu finden. Studien zufolge können schon kleinste Mengen des Stoffes auch über einfachen Hautkontakt in den Organismus gelangen und Schäden hervorrufen. In Babyfläschchen ist der Stoff seit Jänner 2011 EU-weit verboten. In Frankreich ist die Chemikalie ab 2015 in allen Lebensmittelverpackungen verboten, in jenen für Kleinkinder unter drei Jahren seit Anfang 2013. (APA/red, derStandard.at, 5.8.2014)