Lissabon/Granada - Auf Portugals fast fünf Milliarden Euro schwere Rettung der Banco Espírito Santo (BES) folgt postwendend die erste Klage. Jean-Paul Chifflet, Chef der Crédit Agricole, fühlt sich "verraten" und "durch Teilwahrheiten" der gleichnamigen Bankiersfamilie betrogen. Mit ihren 14,6 Prozent der BES-Aktien muss die französische Genossenschaftsbank knapp 708 Millionen Euro an Verlusten aus der Misere hinnehmen. Mit einem Prozess gegen die Familie Espírito Santos will man nun den Schaden begrenzen.

Brasiliens Bradesco, die 3,9 Prozent an BES hält, verlor 117 Mio. Euro. Aus Luanda kam am Dienstag die Nachricht, dass die Nationalbank Garantien über drei Milliarden US-Dollar (2,3 Mrd. Euro) zurückzog, die das Land der angolanischen BES-Tochter BESA gewährt hatte. Frei nach dem Motto, "die Guten ins Töpfchen" werden unter der "Novo Banco" (dt. Neue Bank) nur die lukrativen BES-Teile neu aufgestellt, um Sparer zu schützen - darunter mehr als 75.000 mit 6,5 Prozent Einlagenzins und Fußballass Cristiano Ronaldo als Werbesujet geköderte spanische BES-Sparer.

Auffällig jedenfalls, dass nach dem 30. Juni BES-Großkunde Portugal Telecom (PT Portugal, PT International Finance und Portugal Telecom SGPS) knapp 128 Mio. Euro von BES-Konten behob, wie die Wirtschaftszeitung Diário Económico berichtete.

"Härtestes Bailout"

Citigroup-Analyst Stefan Nedialkov nannte Portugals BES-Bailout in der FT "eines der härtesten unter den EU-Bankenrettungen". 13 Mrd. Euro an toxischen Papieren summiert die "Bad Bank". Bisher hatten Bankaktionäre stets die Wahl oder "gemischte Pakete" aus Teilen von "Good"- und "Bad Bank". Wie im Fall der mit mehr als 20 Mrd. Euro geretteten spanischen Bankia-BFA, wo nun wieder erste Gewinne sprudeln. Ein Verlustgeschäft war für Spaniens Steuerzahler freilich der Verkauf der CatalunyaBanc an die BBVA: Für 13 Mrd. Euro gerettet, bleiben der Staatskasse nach der Übernahme um 1,18 Mrd. Euro und einer letzten Zusatzgeldspritze nur etwa 600 Mio. Euro. Auch der Verkauf toxischer Kredite über die "Bad Bank" Sareb verläuft schleppend. Beide sind Präzedenzfälle - auch für Österreichs Hypo-Alpe-Adria-Rettung, die großteils zu Lasten von Steuerzahlern und Nachranggläubigern abgewickelt wird. (Jan Marot, DER STANDARD, 6.8.2014)