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Einblick in eine Zelle für weibliche Inhaftierte im Pondok-Bambu-Gefängnis in Jakarta. In der Anstalt ist auch eine wegen Drogenschmuggels verurteilte Österreicherin untergebracht.

Foto: Reuters/Ho

Wien - Mindestens 250 Österreicher befinden sich derzeit irgendwo im Ausland hinter Gittern. Oft unter extremen Haftbedingungen. Der Kontakt zu Verwandten in der Heimat kann in vielen Fällen nur mit diplomatischer Hilfe aufrechterhalten werden. So auch im Fall der 29-jährigen Niederösterreicherin Susanne M., die erst kürzlich wegen Drogenschmuggels in Indonesien zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt wurde.

Wie berichtet, hat die Frau den Vorwurf, 3,3 Kilogramm Crystal Meth ins Land geschmuggelt zu haben, immer bestritten. Sie sei vielmehr Opfer eines Bekannten aus Senegal geworden, der das Suchtgift im doppelten Boden ihres Koffers deponiert habe. Doch das Gericht in Jakarta glaubte ihr nicht. Trotz der langjährigen Haftstrafe ist das Urteil auch ein Erfolg, denn es wäre auch die Todesstrafe möglich gewesen. Der Fall war so ernst, dass das Außenamt sogar 50.000 Euro für die Anwaltskosten vorgestreckt hat. Letztendlich hat die 29-Jährige aus dem Bezirk Baden dann auf eine Berufung verzichtet, weil Gerichte in Indonesien im zweiten Rechtsgang üblicherweise eine höhere Strafe verhängen.

Begnadigung

Über den österreichischen Botschafter in Indonesien, Andreas Karabaczek, werde weiterhin Kontakt mit der Österreicherin gehalten, sagte Außenamtssprecher Martin Weiss am Mittwoch zum Standard. Wie immer, wenn Österreicher in fernen Landen zu einer Haftstrafe verurteilt werden, werde man einen Strafvollzug in der Heimat beantragen. Indonesien setzt aber gerade in Suchtgiftfällen eher auf Härte. Zuletzt durfte ein Franzose, der ebenfalls 18 Jahre ausgefasst hatte, nach 14 Jahren nach Hause. Theoretisch besteht im ersten Haftjahr auch noch die Möglichkeit einer Begnadigung durch den indonesischen Präsidenten Susilo Bambang Yudhoyonos. Es sollen jedenfalls alle diplomatischen Beziehungen ausgeschöpft werden.

Das Außenamt organisiert pro Jahr weltweit rund 340 Haftbesuche. Voraussetzung sei aber, dass überhaupt um konsularische Hilfe gebeten werde. Es gebe auch Fälle, in denen das tunlichst vermieden werde, weil in der Heimat nicht der wahre Grund einer längeren Abwesenheit bekanntwerden soll.

Meist Drogendelikte

Bei einem Großteil der im Ausland inhaftierten Österreicher geht es um Drogendelikte. Die meisten sitzen in Deutschland, in der Schweiz und in Spanien ein. Hier ist eine Betreuung in der Regel nicht notwendig. Aber beispielsweise in Ägypten, in Pakistan, in Russland oder eben in Indonesien, wo die Haftbedingungen nicht den westlichen Standards entsprechen, versucht das Außenamt mit Lebensmitteln, Zigaretten und Hygieneartikeln das Leben hinter Gittern zumindest erträglicher zu machen. "Manchmal ist es auch nur das Gespräch bei einem Haftbesuch, das hilft", so Weiss.

Weltweit sitzen mehr als zehn Millionen Menschen eine Gefängnisstrafe ab. Ein Fünftel davon in den USA, wie es in einer Studie des Londoner Internationalen Zentrums für Gefängnisstudien (ICPS) heißt. Der weltweite Durchschnitt liegt bei 144 Häftlingen pro 100.000 Einwohner.

In Österreich kommen auf 100.000 Einwohner 98 Häftlinge, in Litauen 329. Die wenigsten Insassen im Verhältnis zur Bevölkerung gibt es innerhalb der EU in Slowenien (66/100.000). Die Zahlen wurden zwischen 2011 und 2013 erhoben. (Michael Simoner, DER STANDARD, 7.8.2014)