Chinas Kartellwächter nehmen ausländische Autohersteller ins Visier ihrer Kampagnen gegen überhöhte Preise und Absprachen zum Nachteil der Verbraucher. Als Erstes sind offenbar Audi und Chrysler an der Reihe: Chinas Wirtschaftsplanungs- und Genehmigungsbehörde NDRC wirft den beiden Autobauern "monopolistisches Verhalten" vor, berichtet die Nachrichtenagentur Xinhua.

Bei Untersuchungen in mehreren Provinzen sollen die NDRC-Mitarbeiter auf Beweise gestoßen sein. Den Herstellern drohen empfindliche Strafen. Die NDRC bestätigte zugleich Untersuchungen gegen lokale Mercedes-Benz-Vertragshändler.

Die Anti-Monopol-Kampagne gegen Autohersteller war im Juni vom Pekinger Handelsministerium angekündigt worden. Die Behörde nannte jetzt zwar keine Details zu den Vorwürfen, doch im Blickpunkt der Inspektoren dürften die Gebühren für Werkstattreparaturen und die Preise für Ersatzteile stehen. Das Ersatzteilgeschäft ist für die ausländischen Hersteller sehr lukrativ, chinesische Anbieter haben es bisher kaum geschafft, in das Geschäft vorzustoßen.

Saftige Strafen

Xinhua warnte am Mittwoch: Nach Chinas Anti-Monopol-Gesetz können auf Verstöße Geldstrafen in Höhe von ein bis zehn Prozent des Gesamtumsatzes verhängt werden, die die Autofirmen mit Verkäufen in China im Vorjahr machten. Bei Audi wären das extreme Summen. Doch ein besonderer Passus sieht vor, dass alle Unternehmen, die mit den Ermittlern zusammenarbeiten, mit einer geringeren Geldbuße davonkommen.

Offenbar als Reaktion darauf, hat Audi vor mehr als einer Woche angekündigt, die Preise für Ersatzteile in China zu senken. Auch Daimler hat Preisnachlässe angekündigt, ebenso wie Jaguar Land Rover.

Auch chinesische Firmen sind im Visier der Preiswächter, ebenso wie zwölf Autoteilehersteller aus Japan. Doch die drei deutschen Hersteller Audi, BMW und Mercedes stehen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Sie dominieren den Premiummarkt. Im ersten Halbjahr 2014 verkauften sie mit zweistelligen Zuwachsraten zusammen mehr als 630.000 Fahrzeuge. Das sind mehr als zwei Drittel des gesamten Verkaufs in China. Laut Xinhua sollen die Anti-Monopol-Untersuchungen auf andere Bereiche übergreifen.(Johnny Erling aus Peking, DER STANDARD, 7.8.2014)