London - Trotz des rasanten Wirtschaftswachstums in Großbritannien hält die Bank of England die Zinsen niedrig. Sie beließ den Schlüsselzins am Donnerstag auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent. Auch das seit längerem ruhende Anleihen-Kaufprogramm in Höhe von 375 Milliarden Pfund wird nicht aufgestockt. Die Wirtschaft auf der Insel brummt, doch der Immobilienmarkt läuft heiß: Notenbankchef Mark Carney sieht darin das größte Risiko für den Aufschwung. Experten rechnen damit, dass die Notenbank bis März 2015 die rekordniedrigen Leitzinsen anheben wird. Einige Volkswirte erwarten die Zinswende allerdings noch in diesen Jahr.

Innerhalb der Bank of England (BoE) ist eine Kontroverse über den geeigneten Zeitpunkt für eine Zinserhöhung ausgebrochen. Die BoE hält den Leitzins bereits seit mehr als fünf Jahren auf dem historisch niedrigen Niveau von 0,5 Prozent. Die Wirtschaft Großbritanniens hat die Schwächephase nach der weltweiten Finanzkrise mittlerweile weit hinter sich gelassen und wächst sogar kräftiger als Anfang 2008. Das Bruttoinlandsprodukt legte von April bis Juni um 3,1 Prozent zum Vorjahresquartal zu. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sagt dem Land 2014 ein Wachstum von 3,2 Prozent voraus. Damit dürfte es stärker als jedes andere große Industrieland wachsen. Die anziehende Konjunktur treibt jedoch auch die Hauspreise in die Höhe. Sie stiegen zuletzt binnen Jahresfrist um gut zehn Prozent und damit so stark wie seit September 2007 nicht mehr.

Sollte Carney angesichts dieser Exzesse noch 2014 die Zinszügel anziehen, käme er wohl anderen großen Notenbanken wie der US-amerikanischen Federal Reserve zuvor. Die Fed dürfte erst im kommenden Jahr die Zinswende einleiten. Die EZB ist von einem solchen Schritt noch weit entfernt. Sie hatte erst im Juni ihren Leitzins nochmals gesenkt und sieht sich mit Deflationsgefahren sowie einer holprigen Konjunkturerholung konfrontiert. (APA, 7.8.2014)