München - Die besonderen Eigenschaften von Graphen nutzen Physiker der Technischen Universität München (TUM), um zentrale Bestandteile einer künstlichen Netzhaut herzustellen. Mit diesem Forschungsvorhaben wurden die Forscher nun in das milliardenschwere EU-Flaggschiffprogramms "Graphene" aufgenommen.
Graphen ist dünn, durchsichtig und flexibel - dabei ist es hundertmal zugfester als Stahl und außerdem leitfähiger als Kupfer. Da es aus nur einer Schicht von Kohlenstoffatomen besteht, gilt es als zweidimensional. Für ihre bahnbrechenden Arbeiten an diesem Material erhielten die Wissenschafter Andre Geim und Konstantin Novoselov im Jahr 2010 den Nobelpreis.
Schnittstelle zum Sehnerv
Besonders für medizintechnische Anwendungen bieten die ungewöhnlichen Eigenschaften von Graphen viele Anwendungsmöglichkeiten. Darauf setzt auch das internationale Forscherteam in München bei der Entwicklung zentraler Komponenten einer künstlichen Netzhaut.
Retina-Implantate können blinden Menschen, deren Sehnerv noch intakt ist, als Sehprothesen dienen. Sie wandeln die Lichtimpulse, die von außen auf die Netzhaut treffen, in elektrische Impulse um, die dann über den Sehnerv ins Gehirn weitergeleitet werden. Dort entstehen aus den Informationen Bilder.
Effiziente Übertragung
Zwar gibt es bereits einige Ansätze für die Implantate, allerdings werden diese oft vom Körper abgestoßen, und sie verfügen meist auch nicht die ausreichende Leistungsfähigkeit, um eine optimale Signalübertragung zu ermöglichen.
Im Gegensatz zu den üblicherweise verwendeten Materialien weist Graphen durch seine hohe Flexibilität und chemische Beständigkeit eine gute Biokompatibilität auf. Durch seine gute Leitfähigkeit sorge Graphen als Schnittstelle für eine effiziente Kommunikation zwischen Retinaimplantat und Nervengewebe, berichten die Münchner Forscher. (red, derStandard.at, 10.8.2014)