Griechische Export-Pfirsiche.

Silver King, Aurelio Grand und Fire Bright machen jetzt erst einmal Pause. Der griechische Pfirsich geht zwar weiter in die Dose oder ins Kistl, aber zu den russischen Freunden schafft er es nicht mehr. Die russische Regierung hat ja lange zugeschaut, sagt der Premierminister in Moskau, aber jetzt ist Schluss. Kein Obst und Gemüse und Fleisch aus der EU und aus den USA. Die Kreml-Sanktionen wegen der EU-Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs wegen der Krim-Annexion treffen zwar auch die russischen Verbraucher, aber sie sind so gewählt, dass sie schnell auf Europas Krisenländer wirken - allen voran auf Griechenland.

Der drittgrößte Pfirsich-, Nektarinen- und Marillenproduzent in der EU nach Spanien und Italien (auch keine Wirtschaftstiger mehr) exportiert vor allem auf den russischen Markt. Knapp 32.000 Tonnen Pfirsiche und Nektarinen waren es 2012. Rund ein Viertel der Exportware geht nach Russland. 2013 fiel die Ernte so schlecht aus, dass der Export von Dosenpfirsichen in den ersten drei Monaten dieses Jahres auf einem Rekordtief herumkrebste (–37%); auch 2014 sah nach Hagelschäden nicht nach einem fetten griechischen Pfirsichjahr aus. Da haben Putin und Medwedew gerade noch gefehlt.

Außenminister Evangelos Venizelos hat vergangene Woche seinen Abteilungsleiter für internationalen Handel zum russischen Botschafter in Athen geschickt. Da schien es noch, als ob Griechenland um das Embargo herumkäme. Die russischen Gesundheitsbehörden hatten bereits Motten in griechischem Obst gefunden und möglicherweise Blauzungenkrankheit bei griechisch-bulgarisch-rumänisch-italienischen Rindern. Aus der medizinischen wurde dann im Handumdrehen eine politische Diagnose. Die schon lange vorher in Ungnade gefallenen Georgier kennen das: Ihr preisgekröntes Mineralwasser war in Russland mit einem Mal schwer gesundheitsschädlich und zusammen mit georgischem Wein jahrelang wegen der NATO-Kandidatur mit einem Einfuhrverbot belegt.

Landwirtschaftliche Produkte machen keine 20 Prozent der schmalen griechischen Ausfuhren aus – 1,38 Milliarden Euro waren es zwischen Januar und April dieses Jahres; Mineralölprodukte und andere Industriewaren sind der größere Teil der Exportwirtschaft. Doch wer wenig hat, spürt einen relativ kleinen Ausfall sehr wohl. Die Präsidentin der griechischen Exportvereinigung PSE, Christina Sakellaridi, schrieb an die EU-Kommission und verlangte mehr politische Kompromissbereitschaft gegenüber Russland, Ausgleichszahlungen oder Ausnahmegenehmigungen für den Handel mit Ländern außerhalb der EU. Die Stiftung für Wirtschafts- und Industrieforschung (IOBE) in Athen, der maßgebliche Thinktank für die griechische Wirtschaft, ging für dieses Jahr von vier Prozent plus beim Export und erstmals seit Beginn der Finanzkrise 2008 von einem Miniwirtschaftswachstum von 0,7 Prozent aus. Das war vor der Kreml-Sanktionsliste. (Markus Bernath, derStandard.at, 7.8.2014)