In der alten Sowjetunion, so in den 1980er-Jahren, war das so: Auf den Straßen von Moskau oder Leningrad sah man auffällig viele Passanten, auch Männer, die mit einem leeren Einkaufsnetz, dahingingen - allzeit bereit, wenn es etwas, irgendetwas zu kaufen gab: eine plötzliche Lieferung von Bananen aus Kuba, Bic-Einwegfeuerzeuge oder Schuhe aus Österreich. Da musste der Homo sovieticus blitzschnell zuschlagen, weil es keine regelmäßige Versorgung gab. Gekauft wurde auch, wenn man das Produkt gerade nicht brauchte. Man konnte es immer bei irgendwem gegen irgendwas eintauschen.

Es herrschte nicht an allem Mangel im Reiche Breschnews. Die staatlichen Lebensmittelgeschäfte (es gab nur staatliche) hatten Regale voll mit Alkohol: Wodka aller Marken, Krimsekt, georgischen, armenischen Kognak, moldauischen Rotwein. In der anderen Ecke dann allerdings fast leere Vitrinen mit einer grünverschimmelten Wurst. Obst, Gemüse? In der Spätphase des Regimes gab es experimentelle, winzige Privatmärkte mit verschrumpelten Gurken oder Karotten aus der Usbekischen SSR.

Warum die Erinnerung? Weil Wladimir Putin jetzt diesen Teil der alten Sowjetunion wiederbelebt. Als Antwort auf die Sanktionen sperrt er die Einfuhr von Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch aus dem Westen. Davor schon führte Putin die Fünfjahrespläne wieder ein. Die Rückkehr zur sowjetischen Mangelwirtschaft kann beginnen. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 8.8.2014)