Erstmals in der parlamentarischen Geschichte waren sich sechs Parteien einig: Österreichs Schulen müssen sportlicher werden. Der Nationalrat forderte die Regierung bereits 2012 auf, eine tägliche Bewegungseinheit auf die Stundenpläne zu setzen. Der Kanzler selbst versprach während einer Wanderung vor einem Jahr, dass die tägliche Turnstunde kommt - ab Herbst 2014. Nun wurde sogar ein Konzept öffentlich, das bereits in der vergangenen Legislaturperiode ausgearbeitet wurde. Im Bildungsressort heißt es dagegen: Man arbeite "mit Hochdruck". Mit einer Umsetzung ab Schulbeginn wird es aber nichts mehr.

Tragisch ist daran nicht nur, dass sich Kinder und Jugendliche in Österreich immer weniger bewegen, dass sie immer dicker werden und weniger gesund sind - und sich Politiker dafür vorrangig vor Wahlen interessieren. Ebenso tragisch ist, dass, selbst wenn man sich einmal einig ist, alle Parteien an einem Strang ziehen, die Koalitionspartner ein gemeinsames Ziel verfolgen und ein Konzept auf dem Tisch liegt, offenbar nichts passiert.

Die längst ausstehende Umsetzung einer "täglichen Turnstunde" ist damit nicht mehr als ein letzter Beweis, dass diese Regierung ein Problem hat. Koalitionärer Wickel, weil sich die ehemaligen Großparteien nicht einig werden? Von wegen, selbst wenn man einmal einer Meinung ist, scheitert dann eine Umsetzung am notwendigen Tatendrang. (Katharina Mittelstaedt, DER STANDARD, 8.8.2014)