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Es wird immer schwüler.

Foto: Akilnathan Logeswaran/dpa

Schwüle Tage im Sommer wurden häfiger: In der Grafik die Zahl der schwülen Tage im Sommer für den Zeitraum 1873 bis 2013. Unten die Abweichung der Zahl der schwülen Tage vom klimatologischen Mittel (1981-2010). Rot bedeutet "mehr als im Mittel", blau bedeutet "weniger als im Mittel".

Grafik: ZAMG

Wien - Was die Österreicher bereits merklich spüren, hat jetzt einen festgehaltenen Beweis. Laut einer Untersuchung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Zamg) ist die Zahl der schwülen Tage im Sommer seit einigen Jahren überdurchschnittlich hoch. Der Grund dafür ist vor allem, dass es immer wärmer wird und warme Luft mehr Wasserdampf aufnehmen kann.

"Seit Ende der 1990er-Jahre erleben wir in Österreich fast jeden Sommer überdurchschnittlich viele schwüle Tage", sagt Marc Olefs von der Abteilung für Klimaforschung an der Zamg, "in den Jahrzehnten davor war die Zahl der schwülen Tage fast durchgehend deutlich geringer." Auch der vergangene Juli brachte deutlich mehr schwüle Tage als im klimatologischen Mittel (Referenzperiode 1981 bis 2010).

Seit dem Jahr 1873

Untersucht wurden die Monate Juni, Juli und August seit dem Jahr 1873 für die Wiener Hohe Warte. Auswertungen für andere Regionen Österreichs ergaben ein ähnliches Bild. Als schwül wurde laut ZAMG ein Tag mit einer Äquivalenttemperatur von mindestens 56 Grad Celsius Grad definiert. Die Äquivalenttemperatur gibt an, welche Temperatur die Luft erreichen würde, wenn der gesamte enthaltene Wasserdampf kondensiert und die dabei frei werdende Wärme die Lufttemperatur erhöht.

Für den Anstieg schwüler Tage gibt es zwei Gründe: "Unsere Untersuchungen zeigen, dass es zum Großteil mit den steigenden Temperaturen der letzten Jahrzehnte zusammenhängt. Je wärmer Luft ist, desto mehr Wasserdampf kann sie aufnehmen. Schwüle ist ja eine Kombination von warmer und sehr feuchter Luft", erklärte, sagt ZAMG-Klimaforscher Olefs. "Ein zusätzlicher Effekt ist auch eine Änderung der Großwetterlagen, wie vermehrte Südwestlagen mit warmer, feuchter Luft aus dem Mittelmeerraum. Das müssen wir aber erst im Detail untersuchen."

Potenzial für Gewitter steigt

Die überdurchschnittlich vielen schwülen Tage könnten indirekt auch eine Antwort darauf sein, ob Gewitter in den vergangenen Jahren häufiger geworden sind. Da Gewitter relativ kleinräumige Phänomene sind, lässt sich das mit den Daten von Wetterstationen nur unzureichend untersuchen und Radarmessungen liegen noch nicht lange genug vor. "Gibt es mehr schwüle Tage, dann steigt das Potenzial für Gewitter, weil warme und feuchte Luft der Treibstoff für Gewitter sind. Einen Zusammenhang zwischen Schwüle und Gewitterpotenzial gibt es also auf jeden Fall", so Olefs.

"Ob mehr Schwüle in Bodennähe aber auch wirklich mehr Gewitter bedeutet, lässt sich noch nicht beantworten. Denn bei der Entstehung von Gewittern sind auch andere Faktoren entscheidend, wie die vertikale Verteilung von Temperatur und Feuchte in der Atmosphäre."

Am kommenden Wochenende müssen sich die Österreicher wieder auf ein warmes, gewittriges Wetter einstellen, bis zu 30 Grad werden erwartet. An beiden Tagen sind aber besonders am Nachmittag stellenweise Regenschauer und teils heftige Gewitter möglich. (APA, 8.8.2014)