Die Kabarettistin und Sängerin Patricia Simpson lebt in einem Haus mit Garten unweit der Alten Donau. Diese erinnert sie manchmal an das Meer. Es ist eben alles eine Frage der Perspektive, erfuhr Franziska Zoidl.
"Ich finde es genial, dass man in Wien ein Haus haben kann. Eigentlich wollte ich ja nur einen Balkon. Dass ich dann auch noch so einen großen Garten bekommen habe, war eigentlich Zufall: Ich habe fast zwei Jahre gesucht, mir viele Wohnungen angeschaut. Und als ich dann hier gestanden bin, habe ich gewusst: Ah ja, da. Die Gegend ist herrlich, unheimlich ruhig. Am Land, von wo ich herkomme, war es viel lauter, direkt an der Bundesstraße. Das hier ist viel mehr wie ein kleines Dorf.
Wir haben das alte Häuschen, das hier früher stand, weggerissen. Insgesamt gibt es auf zwei Stockwerken 130 Quadratmeter Wohnfläche. Oben haben wir drei Zimmer, herunten nur einen großen Raum. Im Keller habe ich mir mein Studio eingerichtet, da werde ich von meiner Tochter oder meinem Freund, mit denen ich hier lebe, hinuntergeschickt, wenn ich zu laut singe.
Am liebsten bin ich in der Küche. Ich bin eine begeisterte Köchin und Einkocherin. Hinter dem Haus habe ich einen Gemüsegarten. Der ist mir sehr wichtig. Ich bin auf dem Bauernhof aufgewachsen, und da haben wir immer alles von zu Hause gehabt. Als Kind ist mir das irrsinnig auf die Nerven gegangen, weil ich selten Weißbrot bekommen habe. Mittlerweile mache ich aber am liebsten auch alles selbst.
Weil ich mit Tieren aufgewachsen bin, habe ich einen Hund und zwei Katzen. Das muss sein. Sie verstehen sich super. Der Hund mag es zwar nicht, wenn sich die Katzen auf ihn legen, sie tun es aber trotzdem. Wenn die Hanni aufwacht, dann ist sie ganz hilflos und muss bellen. Das passiert auch in der Nacht - da bellt sie, und ich weiß genau, dass sich wieder eine Katze auf sie gelegt hat.
Die Möbel sind bunt gemischt. Wenn es nach mir ginge, dann würde es noch viel mehr Möbel geben. Am liebsten hätte ich ein zweites Möbelarsenal und würde immer austauschen. Aber das ist nicht praktikabel. Ich brauche immer ein Klavier - am liebsten einen Flügel, aber dazu reicht der Platz nicht. Es gibt alte Tischchen, die ich von zu Hause mitgenommen habe, und eine Ikea-Garnitur, die mir eigentlich nicht gefällt. Die ist so ein Relikt aus meiner Vergangenheit. Ich sammle alte Radios. Ich habe irgendwann einmal einen gefunden und ein bisschen restauriert zum Spaß, und daraufhin haben mir Freunde plötzlich alte Radios gebracht. Die staube ich aber nur ab und stelle sie aufeinander und denke mir: Wenn ich dann mal Zeit habe ... Was ich da alles machen würde, das ginge sich ja in einem Leben nicht aus.
Ich gehe im Haus in den Schuhen herum - also nicht im Winter, wenn der Dreck draufpickt. Aber ich kann hier irgendwie nicht die Schuhe ausziehen - so etepetete, das geht nicht bei mir. Ich bin ein Bauernhofkind, da zieht man die Schuhe in der Früh an und am Abend wieder aus.
Fotos habe ich kaum aufgehängt. Eines habe ich von meiner Tochter und meinem Enkel. Eines von meiner Großtante steht neben meinem Bett, weil sie mein Lieblingsmensch war. Fotos von mir aufzuhängen kommt mir komisch vor. Die Bilder habe ich auch erst vor zwei Jahren aufgehängt. Mein Freund hat mich dazu animiert.
Eines der Bilder habe ich von einer Segelmesse in Hamburg. Ein geheimer Traum von mir ist nämlich, einige Jahre mit einem Segelboot um die Welt zu fahren. Wenn ich kein Land mehr sehe, dann ist das für mich die große Freiheit. Deshalb bin ich auch hier so nahe am Wasser. Ich gehe mehrmals am Tag zur Alten Donau und schaue über das Wasser. Manchmal lege ich mich dann auf die unterste Stufe des Stegs, schaue auf das Wasser und stelle mir vor, ich bin am Meer." (DER STANDARD, 9.8.2014)