Abuja/Freetown/Conakry - Angesichts der Verbreitung der Ebola-Epidemie in Nigeria hat das westafrikanische Land am Freitag den nationalen Notstand ausgerufen. Präsident Goodluck Jonathan habe die Kontrolle und Eindämmung des Virus zum Notfall erklärt, teilte das Büro des Staatschefs mit. Die Bevölkerung sei aufgerufen worden, Menschenansammlungen zu vermeiden, um eine weitere Verbreitung der Krankheit zu verhindern.

Der Präsident kündigte zudem an, als Sofortmaßnahme umgerechnet 8,7 Millionen Euro für den Kampf gegen die Krankheit bereitzustellen. Geplant sind unter anderem die Einrichtung zusätzlicher Quarantänestationen sowie Kontrollen an den Grenzen.

Nigeria hatte am Mittwoch fünf neue Ebola-Fälle in der Stadt Lagos gemeldet. Zwei mit Ebola infizierte Menschen starben bereits in dem Land. Die Krankheit hatte sich seit Anfang des Jahres von Guinea aus nach Sierra Leone und Liberia ausgebreitet.

EU stockt Hilfe auf

Im Kampf gegen die Ebola-Epidemie in Westafrika stockt die EU ihre Finanzhilfe um weitere acht Millionen Euro auf. Damit beläuft sich die Unterstützung der EU-Kommission auf insgesamt 11,9 Millionen Euro, wie die Brüsseler Behörde am Freitag mitteilte. Zudem solle ein zweites mobiles Labor für Gesundheitstests in die Region entsandt werden, wahrscheinlich nach Sierra Leone.

"Wir sind entschlossen, gegen die weitere Verbreitung dieser tödlichen Epidemie zu kämpfen", erklärte die EU-Kommissarin für humanitäre Angelegenheiten, Kristalina Georgiewa, am Freitag. Das Geld soll in die Gesundheitsversorgung der Menschen in betroffenen Gebieten fließen sowie in die Eindämmung von Ebola. Dabei arbeitet die EU mit humanitären Organisationen vor Ort und UN-Agenturen zusammen.

Zahl der Toten gestiegen

Die Zahl der mutmaßlich an Ebola gestorbenen Menschen ist laut WHO bis einschließlich Mittwoch leicht auf 961 gestiegen. Es gab bisher in Westafrika 1.779 Erkrankungen. Das teilte die Organisation am Freitag mit. Ein Problem liegt aber darin, dass nur bei einem Teil der Zahlen eine Bestätigung des Verdachts vorliegt. Eindeutig als Todesursache nachgewiesen wurde Ebola bei 622 Opfern.

In Guinea gab es bisher laut WHO 495 Fälle (355 bestätigt, 133 wahrscheinlich, 7 verdächtig). Inkludiert in der Zahl sind dort bisher 367 Todesopfer.

Die Erkrankungszahlen liegen in Liberia bei 554 (nur 148 bestätigt, 274 vermutet und 132 Verdachtsfälle). Darin sind auch 294 Todesfälle enthalten.

In Nigeria wurden demnach 13 Erkrankungsfälle registriert (kein einziger Fall bestätigt, sieben wahrscheinlich, sechs als Verdachtsfall registriert). Es gab dort bisher zwei Todesopfer.

Sierra Leone war bisher am stärksten betroffen: 717 Fälle (631 bestätigt, 38 wahrscheinlich, 48 als Verdachtsfälle klassifiziert). In den Zahlen sind 298 Todesfälle enthalten.

Am Dienstag und am Mittwoch gab es damit in Westafrika insgesamt 68 neue Ebola-Erkrankungen, von denen aber viele ebenfalls nicht bestätigt waren. 29 Personen starben. (APA, 8.8.2014)