Sie verstünde das Interesse, ließ Ex-Kulturministerin Claudia Schmied unlängst via E-Mail wissen, aber: "Sorry. Kein Kommentar von meiner Seite. Ich schau nach vorn." Abgesehen von diesem doch ziemlich unterentwickelten Verständnis von politischer Verantwortung, winkt dort vorn, wohin sie nun so gern schaut, ein Job nicht mehr, auf den sie angeblich ziemlich scharf war: Die Chance, Georg Springers Nachfolgerin in der Burgtheaterholding zu werden, ist mittlerweile Geschichte.

Ein Blick zurück würde sich lohnen. Denn wie Salzburgs Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf so richtig sagte: Am Anfang stand nicht das Verbrechen, sondern die Not. Siebzehn Jahre - bis auf zwei Ausnahmen - keine Subventionserhöhungen haben den Burg-Palawatsch maßgeblich verursacht. Ja, es muss mit öffentlichen Geldern sorgsam gewirtschaftet werden, aber zur Erinnerung: Die staatlichen Ausgaben für Kultur machen nicht einmal ein Prozent des Budgets aus. Es kann daher auch nicht oft genug wiederholt werden: Subventionen etwa an die Salzburger Festspiele fließen mit Zins und Zinseszins zurück ins Staatssäckel. Sie machen das Land reich, nicht arm.

Und obwohl Österreich umwegrentabel von der Kunst profitiert, mahnen Politiker in Krisenzeiten (und populistisch) gerade hier sparefrohes Wirtschaften ein, während sie den maroden Banken fürsorglich einen Rettungsschirm nach dem anderen aufspannen. Kulturtouristen bringen Geld; der Pleitebanker-Tourismus, der sich am Kärntner Milliardengrab Hype Alpe Adria versammeln und zumindest einen Bruchteil unserer Steuerlast wieder zurückbringen würde, ist - bisher jedenfalls - unterentwickelt. Doch was passiert? Der Carinthische Sommer wird - ebenso wie andere kleine Festivals und Institutionen - systematisch totgespart. Mutige Kulturpolitik sähe in der Krise anders aus.

Apropos: Interessant sind die Erkenntnisse des von Kulturminister Josef Ostermayer beauftragten Juristen Thomas Angermair in Sachen Burg: Alle sind mitschuldig, niemand ist schuldig. Nicht Schmied, nicht Springer, nicht die Aufsichtsräte. Nur die gefeuerte kaufmännische Direktorin, Silvia Stantejsky, und der ebenfalls in die Fristlose entlassene Ex-Burgchef Matthias Hartmann. Das entspricht wie angegossen der bisherigen Argumentation Ostermayers, nicht aber den schweren Geschützen des unabhängigen Rechnungshofes. Hoffentlich wird Ostermayer nicht irgendwann sagen: "Vergangenheit, Schwamm drüber." (Andrea Schurian, DER STANDARD, 9.8.2014)