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Hedgefonds in scharfem Wettbewerb, nicht nur bei Charity-Boxturnieren. Im Alltag geht es um Erträge und Gebühren

Foto: Reuters/Yip

Hedgefonds hinken hinter Aktienmärkten zurück

Grafik: Der Standard, Quelle: vwd, HFR

New York / Wien - Geierfonds trieben Argentinien in den Staatsbankrott. Unternehmen wie die US-Diskonter Family Dollar und Dollar Tree werden von Finanzinvestoren zu Fusionen getrieben, um die Gewinne zu steigern. Und Hedgefonds wetten Milliarden auf umstrittene "Inversion Deals", taktische Fusionen und Firmensitzverlegungen, um Steuern zu sparen. Immer wieder schreiben Finanzmedien wie das "Wall Street Journal" von großen Coups der Investmentprofis. Bei der schweren Krise bei der portugiesischen Banco Espírito Santo etwa haben Hedgefonds wie Marshall Wace mit Wetten auf fallende Aktienkurse Millionen verdient.

Doch abseits der Schlagzeilen haben viele Anleger bei Hedgefonds zusehends das Nachsehen. Daten von Hedge Fund Research, einem Datenanbieter, der die Branche genau unter die Lupe nimmt, zeigen, dass viele Hedgefonds hinter den Erwartungen zurückbleiben. In den vergangenen vier Jahren haben Anleger mit Hedgefonds im Schnitt 23,5 Prozent an Ertrag verdient. In einem Umfeld, in dem fast alle Anlageklassen deutlich im Plus waren, von Aktien über Staatsanleihen bis zu Kreditportfolios, eine magere Ausbeute.

Geplatzte Deals schaden

An den Aktienmärkten gab es etwa selbst mit viel Diversifizierung mehr zu holen. Der breit gestreute MSCI World ist im selben Zeitraum um 60 Prozent gestiegen und hat seit Ausbruch der Krise 2008 die Hedgefonds hinter sich gelassen. Fünf Jahre in Folge haben die spekulativen Fonds weniger Rendite abgeliefert als der breit gestreute Aktienindex.

Auch dieses Jahr wird es wohl so sein. Denn gerade in dieser Woche sind eine Reihe von Milliardendeals geplatzt, auf die große Hedgefonds gesetzt hatten, so etwa die Century-Fox-Übernahme für Time-Warner oder der Telekom-Deal zwischen Sprint und T-Mobile US. Experten sprechen von einem "Blutbad" für Hedgefondsmanager, die sich auf solche Transaktionen spezialisieren.

Nun ließe sich einwenden, dass die Fonds auch weniger Risiko eingehen. Ihr Name "Hedge" bedeutet absichern. Tatsächlich haben die Fonds in den Krisenmonaten 2008 nur knapp halb so hohe Verluste eingefahren wie die globalen Aktienmärkte. Dazu sind viele Fonds in besonderen Anlageklassen engagiert, wie in den Kreditmärkten oder in Rohstoffen. Dort war die Erholung weniger stark als an den Aktienmärkten.

Mehr Kundengelder

Doch die Hedgefonds-Branche wandelt sich. Die Investoren kommen mit anderen Erwartungen zu den einst als Regenmacher aufgesuchten Finanzmanagern. Das dokumentiert eine aktuelle Umfrage der Beratungsgesellschaft McKinsey unter institutionellen Anlegern, etwa Versicherungen. Diese Anleger erwarten sich nun solide, auch niedrigere Erträge, dafür aber in Krisenzeiten keine hohen Verluste. So wachsen innerhalb der alternativen Anlagen - dazu zählen auch Private Equity oder Immobilien - die Hedgefonds am schnellsten, trotz schwacher Renditen. Verwaltete die Branche 2010 noch 1917 Milliarden Dollar, sind es aktuell mehr als 2800 Milliarden, zeigen HFR-Zahlen.

Damit verdienen die Fondsmanager auch wieder deutlich mehr Geld, schätzt man etwa bei dem Branchendienst Eurekahedge. Sowohl die Management- als auch die Performancegebühren sind seit Jahresbeginn gestiegen, schätzen die Analysten dort. Alleine die Steigerung der Managementgebühren um knapp 0,1 Prozent spült 2,8 Milliarden Dollar in die Kassen der Hedgefondsmanager.

Zwar sind die Kosten in der Krise zurückgekommen. "2+20" hieß lange das Modell vieler Hedgefonds: Sie heimsen zwei Prozent des verwalteten Vermögens als Managementgebühr ein und 20 Prozent vom Gewinn. Aktuell sind es aber im Schnitt noch 1,33 Prozent. Denn viele Großinvestoren verhandeln aber härter als früher. (sulu, DER STANDARD, 8.8.2014)