Sotschi/Washington - Die pro-russischen Separatisten in der Ukraine haben am Samstag ihre Bereitschaft zu einem Waffenstillstand erklärt. Damit könne eine humanitäre Katastrophe im umkämpften Osten des Landes verhindert werden, erklärte Rebellenführer Alexander Sachartschenko. Er warnte, dass es in der Rebellenhochburg Donezk schon jetzt an Lebensmitteln, Medikamenten, Wasser und Elektrizität mangele. Gleichzeitig warnte Sachartschenko, dass die Rebellen bereit zur Verteidigung der Millionenstadt seien, falls diese von ukrainischen Truppen gestürmt werden sollte. "Im Falle eines Sturms auf die Stadt wird sich die Zahl der Opfer vervielfachen", hieß es in seiner Erklärung.

Moskau will auf Sanktionen reagieren

Wenige Tage nach dem Einfuhrverbot für Westwaren hat Russland neue Sanktionen angekündigt, sollten die EU und die USA im Ukraine-Konflikt weitere Strafmaßnahmen gegen Moskau verhängen. "Natürlich würde es in einem solchen Fall eine Antwort geben", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Samstag der Agentur Interfax zufolge in Sotschi.

Russland wünsche sich dies nicht. "Wir sind nicht der Initiator, sondern die Seite, die angemessen reagiert", sagte Peskow. Der russische Regierungschef Dmitri Medwedew hatte zuletzt ein Überflugverbot für ausländische Airlines nicht ausgeschlossen.

U-Boot in der Barentssee

Peskow wies ukrainische Vorwürfe einer militärischen Provokation an der gemeinsamen Grenze zurück. "Es gab keine Versuche russischer Truppen, auf ukrainisches Territorium zu gelangen", sagte er. Der Sprecher von Präsident Wladimir Putin forderte die Führung in Kiew mit Nachdruck auf, eine humanitäre Katastrophe in der Ostukraine zu verhindern. Der Kreml sei zutiefst beunruhigt über die Lage.

Die russische Marine teilte mit, sie habe in grenznahen Gewässern der Barentssee ein ausländisches U-Boot aufgespürt. Es sei wahrscheinlich ein US-Atom-U-Boot der Virginia-Klasse gewesen, sagte ein Militärsprecher. Nach einer knappen halben Stunde sei das Objekt verschwunden. Der Zwischenfall habe sich am 7. August ereignet.

Gefechte

Nahe den Separatistenhochburgen Donezk und Luhansk gingen die Gefechte zwischen Regierungseinheiten und Aufständischen mit unverminderter Härte weiter. Berichte über Opfer lagen zunächst nicht vor. In Donezk hätten Granaten Wohnhäuser beschädigt, zudem seien die Oberleitungen vieler Buslinien zerstört, teilte die Stadtverwaltung mit. Im benachbarten Luhansk waren Hunderttausende weiter ohne Strom und Wasser. "Die Lage bleibt kritisch", sagte ein Stadtsprecher.

13 getötete Soldaten binnen 24 Stunden

Bei Kämpfen mit prorussischen Rebellen im Osten der Ukraine sind unterdessen nach Angaben aus Kiew binnen 24 Stunden 13 ukrainische Soldaten getötet worden. Das gab der Nationale Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine am Samstag bekannt. Die Armee hatte am Freitag 15 Todesopfer in den eigenen Reihen beklagt. Über Opfer seitens der Separatisten gab es vorerst keine Informationen.

Das Militär versucht, die Rebellenhochburgen von der Grenze zu Russland abzuschneiden und wichtige Lieferwege zu kappen, über die nach Überzeugung Kiews Waffen und Kämpfer ins Konfliktgebiet geschleust werden.

Die ukrainischen Regierungstruppen hatten vor fast vier Monaten eine Offensive gestartet, um nach der Annexion der Krim durch Russland im März die erstarkenden Separatisten im Osten des Landes in Schach zu halten. In den vergangenen Wochen bemühten sich die Streitkräfte verstärkt darum, die Großstädte Donezk und Luhansk von den Rebellen zurückzuerobern. (APA, 09.08.2014)