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Die ukrainische Armee lehnt eine Waffenruhe ab.

Foto: EPA/ROMAN PILIPEY

Kiew/Donezk – In ihrer Offensive gegen die prorussischen Separatisten steht die ukrainische Armee nach eigener Darstellung vor einem wichtigen Erfolg. Die Regierungstruppen bereiteten sich auf die letzte Phase zur Einnahme der Rebellenhochburg Donezk vor, sagte Militärsprecher Andrii Lysenko am Montag in Kiew. Die Industriemetropole in der Ostukraine mit einst 900.000 Einwohnern sei von der zweiten Rebellenhochburg Luhansk an der Grenze zu Russland abgeschnitten. In Donezk wurden Lebensmittel und Wasser immer knapper. Wer sich von den Einwohnern nicht aufs Land geflüchtet hat, geht kaum auf die Straße. Banken blieben geschlossen. Renten und Sozialhilfe werden zurzeit nicht ausgezahlt.

Die Bundesregierung äußerte sich besorgt über die sich verschlechternde Lage für die Menschen in den beiden umkämpften Städten. Russland hat angeboten, Hilfsgüter in die betroffenen Gebiete zu schicken. Die ukrainische Führung hatte daraufhin mehrfach die Befürchtung geäußert, Russland könnte unter dem Deckmantel eines Hilfskonvois seine Soldaten in die Ostukraine einmarschieren lassen. Am Montag sagte Russland zu, es werde humanitäre Hilfe nur mit Zustimmung aller beteiligten Parteien schicken. Dennoch erklärte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen, er stufe die Wahrscheinlichkeit einer russischen Invasion als hoch ein.

Die Bundesregierung zeigte sich zur Beteiligung an einem etwa vom Internationalen Roten Kreuz geführten Hilfskonvoi zu beteiligen. Russische Hilfsgüter dürften aber nur mit ausdrücklicher Zustimmung der ukrainischen Regierung geliefert werden.

Regierung spricht von 568 getöteten Soldaten

In Donezk war die Nacht hindurch aus den Außenbezirken Feuer schwerer Waffen zu hören. Eine Artilleriegranate traf am späten Sonntagabend ein Hochsicherheitsgefängnis in der westlichen Vorstadt. Dabei wurde nach Angaben der Stadtverwaltung ein Häftling getötet. Mehr als 100 Insassen seien entkommen. Granatenbeschuss aus der Richtung des internationalen Flughafens und aus dem Norden führten am Montag nach Angaben der Stadtverwaltung zu Störungen der Stromversorgung.

"Die Truppen des Antiterroreinsatzes bereiten sich auf den letzten Schritt zur Befreiung von Donezk vor", sagte Lysenko der Nachrichtenagentur Reuters. "Unsere Soldaten haben Donezk komplett von Luhansk abgeriegelt", sagte er. "Wir arbeiten daran, beide Städte zu befreien, aber es ist besser, zuerst Donezk zu befreien – es ist wichtiger."

In Militärkreisen wurde aber eingeräumt, dass der wichtige Verkehrsknotenpunkt Krasni Lutsch zwischen Donezk und Luhansk noch nicht unter Kontrolle der Regierungstruppen sei. Durch Krasni Lutsch war nach Darstellung der ukrainischen Regierung russische Militärhilfe für die Rebellen gerollt. Russland bestreitet jedoch jegliche Hilfe.

Die Kämpfe mit den Separatisten in der Ostukraine hatten Anfang Mai nach dem Beitritt der Halbinsel Krim zu Russland begonnen. Seither wurden nach Angaben der ukrainischen Regierung 568 Soldaten in den Gefechten getötet. Nach Einschätzung der Vereinten Nationen (UN) wurden seit Ausbruch des Konflikts mehr als 1100 Soldaten, Rebellen und Zivilisten getötet. (Reuters, 11.8.2014)