Wien - Ähnlich der Aktion "Energiekosten-Stop" des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) will die Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaft BestpreisAgrar günstigeren Strom für bäuerliche Betriebe in Österreich. Durch gemeinsam gebündelten Stromeinkauf soll der Agrarbereich Großabnehmerpreise erhalten und nicht mehr normale - teurere - Haushaltstarife zahlen, so das Ziel.
"Eingeladen sind alle Agrarbetriebe oder auch Erzeugergemeinschaften. Der Fokus liegt aber auf tierhaltende Betriebe, die brauchen auch mehr Strom", erklärte Genossenschaftsvorstand Anton Emsenhuber auf APA-Anfrage."Während andere Branchen durch ihren höheren Verbrauch günstigere Preise erhalten, zahlen Bauern den Standardtarif. Sie werden wie Privathaushalte eingestuft, obwohl ihr Verbrauch drei- bis zehnmal so hoch ist."
Strompool für die Landwirtschaft
Es handle sich um den ersten und einzigen österreichweiten "Strompool" für die Landwirtschaft. Schwerpunktbundesländer sind Ober- und Niederösterreich, die Steiermark und das Burgenland, sagte Emsenhuber.
Die Aktion ist auf 10.000 Betriebe aller Art beschränkt, die Einsparungen sollen bis zu 15 Prozent betragen. "Das läuft jetzt so ab: Zuerst meldet man sich unverbindlich online an, gibt seinen Namen, den Stromverbrauch und den Energieversorger an. Dann erhält man via Mail den potenziellen neuen Anbieter und den neuen Preis mitgeteilt und hat 14 Tage Zeit ja oder nein zu sagen. Sagt man ja, ist man ab 1. Jänner 2015 mit dabei", so Emsenhuber. Ausschreibungen seitens der Genossenschaft würden "bundesländerspezifisch" erfolgen.
"Unsere Zielsetzung ist es, der Berufsgruppe der Landwirte genauso wie vielen anderen Gewerbetreibenden möglichst günstigen Strom zukommen zu lassen." Bindung gebe es keine, die Abrechnung sei "total einfach und erfolgt direkt über den Energieversorger", sagte Emsenhuber. Der Haushaltsstrom mache nur ein paar Prozent des gesamten Verbrauchs aus, spiele daher nur eine untergeordnete Rolle und sei auch nicht herauslösbar, da es nur einen Zählerpunkt gebe, sagte Emsenhuber darauf angesprochen, dass auf Bauernhöfen auch privat Energie verbraucht wird. Diese mache höchstens 1.000 Kilowattstunden (kWh) bei einem Gesamtverbrauch von 20.000 bis 80.000 Kilowattstunden (kWh) bei heimischen Betrieben aus.
Starke Verhandlungsposition
400 Agrarbetriebe sind übrigens über die Genossenschaft schon in einem gemeinsamen Strompool organisiert. Sie waren laut Emsenhuber "die erste Tranche" 2011, die dazu aber noch - im Gegensatz zur aktuellen Aktion - Genossenschaftsanteile gezeichnet hatten. Zwei Erzeugergemeinschaften bekämen so seit Jahren günstigeren Strom für ihre Mitglieder. Abgewickelt wird die Aktion vom Salzburger Unternehmen LPV. Dessen Chef Hannes Valenta sagte in einer Aussendung von Montag, das größere Einkaufsvolumen bringe Vertretern von Einkaufsgenossenschaften eine starke Position bei Verhandlungen mit Energieanbietern.