Die teilstaatliche Telekom Austria legt am Mittwoch ihr Halbjahresergebnis vor und stellt sich am Tag darauf in einer außerordentlichen Hauptversammlung ihren Aktionären. Am Programm stehen weitreichende Personaländerungen im Aufsichtsrat, wo künftig die mexikanische America Movil, die bereits die alleinige Kontrolle über die Telekom übernommen hat, auch im Kontrollorgan stark präsent ist.

Kapitalerhöhung

Weiters geht es um eine Kapitalerhöhung um 1 Mrd. Euro - der Zeitplan dafür ist aber noch offen. Und die Telekom berät darüber, wie sich nach den zahlreichen Korruptionsfällen Geld von Ex-Managern zurück bekommen kann. Am morgigen Dienstag tagt der Aufsichtsrat, zuletzt war spekuliert worden dass gegen den ehemaligen Finanzvorstand Hans Tschuden wegen eines misslungenen Swap-Geschäftes Schadenersatzklagen erhoben werden. Die Staatsholding ÖIAG, die den Besitz der Österreicher vertritt, wollte dies nicht kommentieren.

Weniger Macht für Ametsreiter

Vor drei Wochen war bekannt geworden, dass Telekom-Chef Hannes Ametsreiter an Macht verlieren wird. Bei der außerordentlichen Hauptversammlung soll er seines Dirimierungsrechtes beraubt werden, also das Recht verlieren, bei Stimmengleichheit im Vorstand zu entscheiden. Laut Syndikatsvertrag mit den Mexikanern stellt die Staatsholding ÖIAG zwar Vorstandschef und Aufsichtsratschef, die Mehrheit in Vorstand und Aufsichtsrat hat aber America Movil. Die ÖIAG hält 28,4 Prozent an dem ehemaligen Staatsmonopolisten, knapp 51 Prozent gehören mittlerweile den Mexikanern, an deren Spitze der Milliardär Carlos Slim steht.

America-Movil-Manager in Telekom-Aufsichtsrat

Slim schickt künftig vier mexikanische America-Movil-Manager in den Telekom-Aufsichtsrat: Oscar Von Hauske Solis, Carlos Garcia Moreno, Carlos M. Jarque und Alejandro Cantu Jimenez. Für Slim im Aufsichtsrats sitzen weiters der österreichische Investor Ronny Pecik, die Unternehmensberaterin Elisabetta Castiglioni und neu zwei österreichische Manager des Zigarettenherstellers Philip Morris, Reinhard Kraxner und Stefan Pinter. Von der ÖIAG kommen deren Chef Rudolf Kemler und Günter Leonhartsberger, Direktor und Bereichsleiter Beteiligungsmanagement und Privatisierung in der ÖIAG.

Vom Betriebsrat der Telekom Austria werden wie bisher fünf Aufsichtsratsmitglieder entsandt. Für die Kleinanleger, die zusammen noch 20,8 Prozent der Telekom-Aktien halten, gibt es keinen Vertreter im Aufsichtsrat, was Aktionärsschützer Wilhelm Rasinger bedauert.

Vergleiche

Ebenfalls auf der Tagesordnung der Hauptversammlung stehen insgesamt mehr als 5 Mio. Euro schwere Vergleiche mit den ehemaligen Telekom-Vorständen Rudolf Fischer und Stefano Colombo. Rasinger begrüßt die Vergleich zwar grundsätzlich, will aber wissen, auf wie viel Geld für diese schnelle Lösung verzichtet wird.

Halbjahresergebnisse

Am Mittwochfrüh präsentiert die Telekom ihre Halbjahresergebnisse, im 1. Quartal war das Geschäft stark rückläufig. Der Jahresüberschuss gab um 26,5 Prozent auf 40,8 Mio. Euro nach, der für das Unternehmen besonders wichtige Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit sackte um 22,4 Prozent auf 148,9 Mio. Euro ab. "Starker Gegenwind ausgelöst durch intensiven Wettbewerb, erneut starke regulatorische Eingriffe und eine anhaltend herausfordernde wirtschaftliche Lage in Zentral- und Osteuropa kennzeichneten das Marktumfeld im ersten Quartal 2014. Der Ausblick für das Gesamtjahr bleibt trotzdem stabil, es wird ein Umsatzrückgang von drei Prozent bei einer konstanten Dividende von 5 Cent je Aktie erwartet", teilte der Konzern im Mai mit. (APA, 11.8.2014)