Sophie Karmasin (Bundesministerin für Familien und Jugend), Christiane Spiel (Universität Wien) und Martin Waldhäusl, Libro-Geschäftsführer, bei der Präsentation des neuen Ratgebers.

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Website von Familienministerin Sophie Karmasin: "Je besser Eltern, Kinder und Jugendliche über die Chancen, aber auch über mögliche Risiken im Internet Bescheid wissen, desto sicherer und kompetenter gehen sie damit um. Die Initiative 'A1 Internet für alle' leistet einen wesentlichen Beitrag dazu, und ich freue mich über unsere neue Kooperation."

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Hannes Ametsreiter (Generaldirektor Telekom Austria Group und A1), Sophie Karmasin (Bundesministerin für Familien und Jugend): Im Herbst veranstalten sie gemeinsam Internet-Workshops für Kinder und Jugendliche.

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Einen Ratgeber, "der wertvolle Tipps für ein positives Lernerlebnis“ geben soll, präsentierte Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) gemeinsam mit der Uni Wien und der Papierfachhandelskette Libro am Montag.

Auf dem Titelbild der Broschüre lacht Zeichentrickfigur Lena – die Protagonistin einer Libro-Kinderbuchreihe. Auf 21 Seiten werden gemeinsam mit Kindern formulierte Ratschläge präsentiert. "Vergleiche mich nicht mit meinen Geschwistern", steht dort zu lesen oder "Zeig mir bitte, dass du mich auch dann noch lieb hast, wenn es in der Schule gerade nicht so klappt". Im Mittelteil der Broschüre: Werbung für Kinder-Lernbücher aus der "Lena"-Reihe von Libro, auf der letzten Seite ein 15-Prozent-Libro-Gutschein für "Lena"-Produkte.

Bei der Präsentation stand Ministerin Karmasin gemeinsam mit Libro-Geschäftsführer Martin Waldhäusl hinter dem Rednerpult. Durch die Kooperation erhoffe sich die Familienministerin "direkten Zugang zu Kindern und Jugendlichen". Libro sei ein Unternehmen, das sich dem Thema Familie verschrieben hat, sagte Karmasin. Im Anschluss gab sie Geschäftsführer Waldhäusl Gelegenheit, seine Buchreihe "Lena" zu präsentieren.

Auftritte mit der Wirtschaft

Kinderbuchpräsentationen, Workshop-Reihen, der Start eines Online-Bürgerdienstes:
Die Liste der Gelegenheiten, bei denen Ministerien gemeinsam mit der Wirtschaft an die Öffentlichkeit gehen, ist lang. Besonders das Familienministerium scheint gern öffentlichkeitswirksam mit Privaten zu kooperieren: Neben Libro gehöre auch die Lebensmittelkette Merkur zu Karmasins Partnern, heißt es aus dem Ministerium.

"Dort, wo sich Unternehmen bereiterklären, etwas für Familien zu machen, ist das nur zu begrüßen", sagt Karmasin-Sprecher Sven Pöllauer zu derStandard.at. Man würde "Gott sei Dank" viel mit Unternehmen – meist im Rahmen von Kampagnen – zusammenarbeiten.

Für eine solche Kampagne wurde auch A1 als Kooperationspartner gewonnen. Für kommenden Herbst lanciert Karmasin zusammen mit A1 Internet-Workshops für Jugendliche in Wien, Salzburg und Klagenfurt. Die Initiative "Internet für alle" leiste "einen wesentlichen Beitrag" zur Information über Gefahren und Risiken des Internets, wird die Familienministerin auf der Internetseite des Bundesministeriums für Familie und Jugend zitiert. Auch A1 hat den Pressetext veröffentlicht. Fotos zeigen die lächelnde Sophie Karmasin vor einem leuchtenden A1-Logo. Neben ihr Hannes Ametsreiter, Generaldirektor der Telekom Austria.

Libro und Microsoft

Libro taucht ein weiteres Mal als auserkorener Kooperationspartner der österreichischen Regierung auf: Seit 2007 arbeitet das Lebensministerium mit der Papierhandelskette zusammen. Wichtiger Teil des kollektiven Wirkens: die gemeinsame Informationsveranstaltung zum umweltgerechten Einkauf von Heften und Stiften zu Schulbeginn. Im Jahr 2013 wurden weitere Handelsketten ins Boot geholt, an der Pressekonferenz im August nahmen nun auch Pagro und Thalia teil.

Schon bei einer Pressekonferenz im Mai 2010 wagte sich die Bundesregierung gemeinsam mit Vertretern aus der Privatwirtschaft an das Licht der Öffentlichkeit: Gemeinsam mit Microsoft-Geschäftsführerin Petra Jenner präsentierte damals Manfred Matzka, Sektionschef im Bundeskanzleramt, den "E-Government-Browser", ein Online-Tool, das virtuelle Amtsgänge vereinfachen soll.

Die Kooperation zwischen Ministerien und der Wirtschaft geht jedoch noch weiter zurück: Im Jahr 1999 präsentierte die damalige Ministerin Elisabeth Gehrer mit den IT-Firmen Microsoft, Oracle und Cisco Bildungsprogramme für benachteiligte Jugendliche.

Keine Werbung, unabhängige Auswahl

Den Eindruck, dass ein gemeinsamer öffentlicher Auftritt den Anschein erwecken könnte, die Regierung würde Libro-Produkte empfehlen, lässt das Familienministerium nicht gelten: "Es handelt sich hier nicht um kaufbare Produkte“, sagt der Sprecher von Familienministerin Karmasin.

Auch aus dem Lebensministerium heißt es auf Anfrage von derStandard.at, dass man die Produkte, die im Rahmen der "Clever"-Initiative empfohlen werden, "nach klaren Kriterien hersteller- bzw. handelsunabhängig" prüfe. Außerdem seien alle Hersteller eingeladen, Produkte für die Kampagne zu nominieren. (Lisa Breit, derStandard.at, 11.8.2014)