
Jungindustrielle Therese Niss, Vorstand der Miba Beteiligungs-AG, klagt über ineffiziente Staatsstrukturen, die die Arbeitgeber belasten.
Wien - Der 12. August ist jener Tag, "an dem ein durchschnittlicher österreichischer Steuerzahler genug Geld verdient hat, um die jährlichen Steuern und Abgaben zu zahlen" - darauf weisen die Jungunternehmer bei der Jungen Industrie (JI) und der Jungen Wirtschaft (JW) hin.
JI-Chefin Therese Niss findet es "im Grunde erschreckend und weder fair noch gerecht, dass wir mehr als die Hälfte des Jahres dafür arbeiten, die ineffizienten Strukturen Österreichs zu erhalten." Dabei bleibt in der Berechnung des Tax Freedom Day außer Betracht, wie viel staatliche Bürokratie bereits an Unternehmen ausgelagert ist: In Großunternehmen sind ganze Abteilungen damit beschäftigt, Statistiken zu erstellen und steuer- sowie sozialversicherungsrechtliche Besonderheiten der Personalverrechnung gesetzeskonform abzuwickeln.
Problem kleiner Arbeitgeber
Niss hat es selber versucht: "Ich habe das Kindermädchen natürlich korrekt angemeldet - aber um die Lohnverrechnung als privater Arbeitgeber zu machen, bist du stundenlang beschäftigt."
Ein Thema, das Herbert Rohrmair-Lewis, Bundesvorsitzender der JW, im STANDARD-Gespräch aus seiner eigenen Erfahrung aufgreift: "Gerade für Start-ups und junge Unternehmen sind neue Mitarbeiter oft schlicht zu teuer, die sie aber für die Verwirklichung ihrer Ideen dringend benötigen." Dabei würden neu gegründete Unternehmen Arbeitsplätze schaffen - durchschnittlich 2,4 bereits im ersten Betriebsjahr. Rohrmair-Lewis: "Wir fordern aus diesem Grund die Abschaffung der Lohnnebenkosten für den ersten Mitarbeiter im ersten Jahr der Anstellung."
Profitieren sollen Arbeitnehmer
Wobei sich die jungen Unternehmer bewusst sind, dass ihre Forderung nach Entlastung der Unternehmen nicht so populär ist, solange die Gewerkschaft eine Kampagne für Lohnsteuersenkungen führt. Für dieses Anliegen haben sie durchaus Sympathie, eine Effizienzsteigerung beim Staat müsse allen zugutekommen.
Daher unterstützen sie auch die Forderung, die Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl im Juli im STANDARD erhoben hat: "Es wäre ohne großen Aufwand und für den Staat kostenneutral möglich, dass man Prämien erfolgreicher Unternehmer an ihre Mitarbeiter bis zu 1000 Euro im Jahr pauschal nur mit dem Satz der Körperschaftssteuer, also 25 Prozent, besteuert. Da bliebe gleich Geld bei den Menschen."
Neos-Wirtschaftssprecher und Unternehmer Sepp Schellhorn schloss sich der Forderung nach Reformen in den Kernbereichen – Förderungen, Föderalismus und Pensionen - an. "Es kann nicht sein, dass die Steuerzahler mehr als die Hälfte des Jahres für einen überdimensionierten und unbeweglichen Staatsapparat arbeiten muss", sagt Schellhorn.
Laut Studie arbeiten die österreichischen Haushalte und Unternehmen im Durchschnitt 226 von 366 Tagen im Jahr 2014 für den Staat - und der "Tax Freedom Day" rückt seit Jahren immer weiter nach hinten. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 12.8.2014)