Bild nicht mehr verfügbar.

Jördis Steinegger hat die Rückenlage lieb gewonnen, erhofft sich über 200 m bei der EM in Berlin einen Top-12-Platz.

Foto: APA/Roland Schlager

Linz/Wien – "Vierblättrige Kleeblätter sammeln", hat Jördis Steinegger als Hobby auf ihrer Website angeführt. Etwa 40 Stück davon besitzt sie. Eine andere Sammlung ist wesentlich umfangreicher. 102 Staatsmeistertitel hat die Grazer Schwimmerin seit kurzem zu Buche stehen. "Das ist etwas Besonderes. Das hat noch niemand geschafft." Es sage etwas über ihre Konstanz aus. "Natürlich wären internationale Medaillen schöner. Aber es ist ein cooles Gefühl."

Als bestes Ergebnis hat die 31-Jährige einen fünften Platz bei der Kurzbahn-EM 2011 in Szczecin zu Buche stehen. Eine Medaille bei der Langbahn-EM in Berlin (13. bis 24. August) wird sich eher nicht ausgehen. "Vielleicht ein Finale." Eine Platzierung bis Rang zwölf "wäre super". Erhofft über 200 m Rücken, Steineggers neuer Lieblingsstrecke. Die 400 m Lagen, über die sie ihre größten Erfolge verbucht hat, lässt sie aus, weil diese am selben Tag auf dem Programm stehen. Jedenfalls will sie in Berlin an ihre Bestzeiten heranschwimmen.

Mit 31 gehört sie nicht mehr zu den Jüngsten ihrer Branche. Aber, sagt sie: "Mir macht das Schwimmen Spaß. Auch wenn es Zeiten gibt, in denen es zach ist." Zach sei es etwa nach den Sommerspielen 2012 gewesen, bei denen Österreich medaillenlos geblieben und den Sportlern Olympia-Tourismus unterstellt worden war. Es sei nicht lustig gewesen, "als Depp" hingestellt zu werden. "Ich bin nicht als Touristin nach London gefahren, sondern um meine bestmögliche Leistung abzuliefern." Aufhören wollte sie danach aber nicht, "eher dachte ich mir: 'Jetzt erst recht.'"

Qualität statt Quantität

Im Training stünde jetzt die Qualität im Vordergrund. "Ich schwimme keine leeren Kilometer mehr." 2300 Trainingskilometer spult sie jährlich ab, vor vier Jahren seien es noch 3000 gewesen. Erst zehnjährig erlernte Steinegger das Kraulen – damit war sie spät dran. "Deshalb schwimme ich vermutlich noch." Zumindest bis Olympia 2016 will sie weitermachen.

Ihren ersten Staatsmeistertitel holte sie mit 14. Mit 15 wollte sie auf ein College nach Florida gehen, um ihre Schwimmkarriere voranzutreiben. "Ich hatte auch schon mit Markus Rogan Kontakt." Der Plan scheiterte aber am Geld. Steinegger trauert dem nicht nach. "In den USA wäre ich nur eine Nummer." Mit ihrer Trainingsgruppe in Linz ist sie glücklich. Der Wechsel 2005 von Graz nach Oberösterreich habe sie weitergebracht. Einige Trainingspartner habe sie schon "überlebt". "Manche der anderen Schwimmer könnten meine Kinder sein." Manchmal sei das komisch. Aber sie profitiert auch von den Jungen.

Seit vier Jahren wird Steinegger von Marco Wolf trainiert, der gleichzeitig ihr Partner ist. "Er ist schon anders zu mir. Aber bevorzugt werde ich nicht." Bei Wettkämpfen schlafen die beiden in getrennten Zimmern. Es sei nicht immer leicht, Privat- und Berufsleben zu trennen. "Aber wir sind beide nicht nachtragend."

Berufsschwimmerin

Schwimmen sei ein Job, hält Steinegger fest. "Ich bin Profi-Schwimmerin." In Graz habe sie ein paar Semester nebenher studiert. Das sei nicht optimal gewesen. "Ich will mich lieber voll auf eine Sache konzentrieren." Eine Großverdienerin ist sie nicht, aber mit der Unterstützung von Bundesheer. Sporthilfe und Sponsoren komme sie gut durch.

Bis 2016 sollen noch ein paar Staatsmeistertitel dazukommen. Vielleicht auch noch einige vierblättrige Kleeblätter. "Ich suche sie nicht, ich finde sie." Eines unlängst in St. Pölten – vor Titel Nummer 100. (Birgit Riezinger, DER STANDARD, 12.8.2014)