Viele Gärtner verderben den Garten und das Eheglück.

Foto: Dennis Eriksson

Beim Garteln gibt es so seltsame Momente, wo aus Muße Wut wird. Eben noch hat man stundenlang gegossen, gestützt, ausgerissen, umgesetzt und gedüngt. Aber irgendwann schlägt die Stimmung um. Meistens dann, wenn die Kraft nachlässt und man hin und wieder eine helfende, dritte Hand benötigte. Man fragt sich dann, warum das alles an einem allein hängen bleibt, während der andere Mensch im Haushalt, nennen wir ihn "La Gattin", zwar mit Tipps nicht spart, aber nur ungern bis gar nicht Hand anlegt.

Dabei gäbe es ausreichend Tätigkeiten: die leeren Plastiktöpfe entsorgen, den Rosenschnitt zum Biomüll bringen, bei den Margeriten die verblühten Köpfchen rausschneiden oder Samenstände bei den Einjährigen abknipsen. Doch das seien niedrige Tätigkeiten, moniert La Gattin, sie möchte auch gestalterisch tätig sein und nicht nur wegräumen und auskehren müssen. Dann wird es schwierig.

Gelegenheitsgarteln ist keine optimale Voraussetzung, um Großes im Grün zu vollbringen. Mittlerweile kann der Gartler darüber lachen, dass La Gattin einst 300 Tulpenzwiebeln mit den Wurzeln nach oben im Garten versenkt hat. Der Gartler findet es auch witzig, wie engagiert sie Erdbeeren erntet, Kräuter sammelt und stolz "ihren" Garten präsentiert, wenn Besuch kommt.

Entsetzen im Beet

Weniger witzig wird es, wenn die Tätigkeiten der Gelegenheitsgartlerin kontraproduktiv werden. Mit Entsetzen musste der Gartler im Frühjahr feststellen, dass sie Rasensamen in den Beeten verstreut hatte. Die Hacken, ständig nachwachsendes Gras zwischen Sommerblühern auszureißen, hat jetzt er.

Weiters muss der Gartler feststellen, dass sie mit Genuss "ihren" Rasenstreifen mäht, ohne dabei auf die gesetzten Borders zu achten. Sämtliche, liebevoll über die Jahre gezüchteten Glockenblumenraritäten und Storchschnabelgewächse sind auf Rasenhöhe zurückgeschnitten, die kriechenden Nachtkerzen detto und die Ringelblumen erst recht.

Eh nur Unkraut

Gerne auch reißt sie irgendwelche Pflanzen aus, in der Meinung, es handle sich eh nur um Unkraut. Falsch gedacht! Es waren die Rudbeckien und der Strandflieder. Um ihren Ausreißtrieb zu befriedigen, bietet der Gartler Gundermann und Kriechenden Hahnenfuß an, beide ohnedies satt vertreten. Tja, diese Blattformen möchte sie sich halt leider nicht merken, und greift zielsicher zum mehrjährigen Riesenhibiskus, der gerade antreibt.

In der Regel ist die Mitarbeit mäßig interessierter Mitbewohner zwar eine nette Geste, netto bleibt für den Gartler die Arbeitszeit aber gleich, muss er doch die Fehleingriffe wieder korrigieren. Und so werden aus leutseligen Gartlern brummige Garten-Öhis, stumm, ernst und verbittert. (Gregor Fauma, Rondo, DER STANDARD, 14.8.2014)