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Die brasilianischen Konzerne Cutrale und Safra wollen gemeinsam den Kauf des größten Bananenhandelskonzerns Chiquita schultern.

Foto: Reuters/Granja

New York / Wien - Aus dem Spanischen übersetzt heißt Chiquita so viel wie "kleines Mädchen". Als die United Fruit Company im Jahr 1990 auf diesen Namen umgetauft wurde, war dessen potenzielle Adoption durch Investoren noch undenkbar. Heute ist Chiquita der größte Bananen-Handelskonzern der Welt, und trotzdem scheint eine (feindliche) Übernahme nicht mehr ausgeschlossen. Zwei brasilianische Konzerne haben am Montag überraschend ein gemeinsames Angebot für den US-Konzern vorgelegt und stören damit die geplante Mega-Fusion zwischen Chiquita und einem weiteren großen Bananenhändler, der irischen Fyffes.

Cutrale, das Unternehmen des "Orangenkönigs" Jose Luis Cutrale, und die Investmentbankgruppe Safra, die dem Geschäftsmann und Milliardär Joseph Safra gehört, bieten 611 Millionen Dollar (456,45 Mio. Euro). Nach der Bekanntgabe des Angebots ging der Aktienkurs von Chiquita an der New Yorker Börse um mehr als 30 Prozent nach oben. Er lag damit sogar über den von den Brasilianern gebotenen 13 Dollar je Anteil. Ein Bieterrennen zwischen den Brasilianern und den Iren scheint nicht ausgeschlossen.

Deal fast auf Schiene

Die im März angekündigte Fusion mit Fyffes war eigentlich schon auf Schiene. Der Deal soll den Handelskonzernen Kosteneinsparungen bringen, vor allem bei der Nutzung von Vertriebsstrukturen: Chiquita ist in den USA stark vertreten, Fyffes in Europa. Gerade der US-Konzern konnte zuletzt nur geringe Gewinne im operativen Bananengeschäft einfahren. Über alle Geschäftsfelder hinweg fuhr Chiquita im Vorjahr sogar einen Verlust von 13 Millionen Dollar ein. Das ist auch der Grund, warum das Unternehmen trotz eines jährlichen Umsatzes von drei Milliarden Dollar so günstig zu haben ist.

Ein weiterer Grund für die Fusion ist die in den USA gültige Steuerumkehr. Diese erlaubt es US-Firmen, ihren Sitz steuerschonend ins Ausland zu verlegen. Irland ist aufgrund seiner niedrigen Unternehmensabgaben ein besonders beliebtes Zielland. Obwohl an der New Yorker Börse gehandelt, soll der neue Bananenmarktführer in Dublin residieren.

Hungrige Investoren

Auch die brasilianischen Investoren sind keine Unbekannten im Fruchthandel. Laut eigenen Angaben kontrolliert Cutrale ein Drittel des riesigen Orangensaftexports Brasiliens. Äpfel, Pfirsiche, Zitronen und Sojabohnen stehen ebenfalls auf dem Menüplan.

Wie Konkurrent Fyffes sehen auch die Südamerikaner ihr Logistiknetzwerk als wichtigsten Anreiz für Chiquita-Aktionäre, auf das Angebot einzugehen. Cutrales Zitrusprodukte und Chiquitas Bananen könnten in Zukunft auf gemeinsam genutzten Schiffen über die Weltmeere transportiert werden. Die nötige finanzielle Schlagkraft bringt die Safra-Group ein, die nach eigenen Angaben Investments in Höhe von 200 Mrd. Dollar verwaltet. Gründer Joseph Safra schaffte es mit einem Vermögen von 15,7 Milliarden Dollar auf Rang 60 der Forbes-Liste der reichsten Personen der Welt.

Die Südamerikaner dementierten einen Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der Angebotslegung und einer kürzlich erfolgten Klagsablehnung gegen Chiquita vor einem US-Gericht. Tausende Kolumbianer hatten den Konzern auf Entschädigung geklagt, weil dieser sich an der Ermordung ihrer Angehörigen durch die paramilitärische Organisation Autodefensas Unidas de Colombia mitschuldig gemacht haben soll. Das US-Gericht befand sich für nicht zuständig. (smos, DER STANDARD, 13.8.2014)