Radikales, autoritäres und demokratiefeindliches Gedankengut ist für immer mehr Jugendliche eine verlockende Alternative zu Frust und Sinnkrisen. Auch der aktuelle Jahresbericht der steirischen Sekten- und Esoterikberatungsstelle spricht von einer "deutlichen Zunahme von Rechtsextremismus" einerseits und Jugendlichen, die als "Gotteskrieger" für eine fundamentalistische Variante des Islam in die Schlacht ziehen wollen, andererseits. Gleichzeitig warnt der Leiter der Stelle, Roman Schweidlenka, dass man diesen Boom vor allem im Internet nicht mehr bewältigen könne.
Das Internet wird man auch künftig nicht beherrschen können. Es ist - wie die ganze Welt - voll von falschen Heilsversprechungen. Prävention muss früher ansetzen. Denn anfällig, auch darüber sind sich Experten einig, sind vor allem Jugendliche ohne soziale Perspektiven.
Seit Jahren ist das Innenministerium mit dem Ruf nach einer Stelle für Information und Beratung konfrontiert - einer Einrichtung, die Jugendliche präventiv auffängt und auch jene, die aus der rechtsradikalen Szene wieder aussteigen wollen, begleitet. Warum nicht die Themen Rechtsradikalismus und religiöser Fundamentalismus in einer solchen Stelle zusammenfassen? Das Geld kann hier kein Argument sein. Jugendliche, die man durch Prävention, bei der Schulen, Sozialarbeiter und die Polizei zusammenarbeiten müssten, nicht verliert, sollten uns das allemal wert sein. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 13.8.2014)