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Analysten hatten es bereits erwartet: Die Zahlen der Telekom zum Halbjahr fallen tiefrot aus.

Foto: Reuters/Leonhard Foeger

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Grafik: APA

Die teilstaatliche Telekom Austria hat im ersten Halbjahr wegen einer 400 Mio. Euro schweren Abschreibung in Bulgarien einen Verlust von 317,8 Mio. Euro eingefahren. An der Osteuropa-Strategie hält der mittlerweile überwiegend mexikanische Konzern trotzdem fest. Am Ausblick für das Gesamtjahr 2014 wurde "nahezu" festgehalten, das Sparprogramm in Österreich wird fortgesetzt.

"Ein paar Dinge sind gut gelaufen, ein paar Dinge sind schlecht gelaufen", so das Resümee von Konzernchef Hannes Ametsreiter heute, Mittwoch, bei der Halbjahresbilanz-Pressekonferenz. Der Dividendenvorschlag bleibe bei 0,05 Euro pro Aktie, der Umsatz werde bei minus 3,5 statt zuvor erwarteten minus 3 Prozent zum Jahresende betragen. Zur Expansion meinte er: "Wir haben keine aktuellen Überlegungen uns aus einem Land zurück zu ziehen."

Gute Aktienperformance

Ametsreiter betonte die gute Aktienperformance mit einem Plus von 30 Prozent seit Jahresbeginn, räumte aber auf Nachfrage ein, dass die Mehrheitsübernahme der Telekom durch die mexikanische America Movil auch den Kurs getrieben habe. Für die Kunden in Österreich habe es zwar weniger Endgerätestützungen gegeben, die monatlichen Kosten für die Kunden seien aber gesunken. Im ersten Halbjahr 2014 lag der durchschnittliche Umsatz pro Kunde bei 15,7 Euro im Monat, 2013 hatte er 16,1 Euro betragen. Vor zehn Jahren lag er noch bei 37,1 Euro. "Der Einzelkunde zahlt weiterhin deutlich weniger als früher", so Ametsreiter.

Die Zahl der Kunden, die in Österreich aufgrund der einseitigen Änderungen bei den Mobilfunkverträgen ihr Sonderkündigungsrecht nutzten, sei deutlich geringer gewesen als erwartet. Allgemein lasse sich beobachten, dass die Zahl der Wechselkunden zurückgehe. Trotzdem sank die Zahl der Mobilfunkkunden im Jahresvergleich um 4,8 Prozent. Vier bis fünf Prozent davon seien auf das Sonderkündigungsrecht zurückzuführen.

Die größte Baustelle der Telekom ist derzeit die Tochter Mobiltel in Bulgarien. Dort mussten 400 Mio. Euro abgeschrieben werden, die Finanzmarktaufsicht ermittelt wegen einer möglichen Verletzung der Ad-hoc-Pflicht. Der neue Finanzchef Siegfried Mayrhofer bestreitet Fristverletzungen: "Die Gesellschaft lag bis April völlig im Rahmen der Erwartungen, im Mai war die Unterschreitung noch nicht groß", so der Finanzboss.

Die Mobiltel wurde unter dem damaligen Telekom-Boss Heinz Sundt um 1,6 Mrd. Euro von dem österreichischen Unternehmertrio Josef Taus, Herbert Cordt und Martin Schlaff gekauft. Diese hatten zuvor laut Medienberichten 565 Mio. Euro für die Mobiltel gezahlt. Als Vermittler waren die Lobbyisten Peter Hochegger und Walter Meischberger tätig. "Meine Aufgabe war es, die Befindlichkeiten im Vorstand, in der ÖIAG und beim Finanzminister (Karl-Heinz Grasser, Anm.) auszuloten", sagte Hochegger dem Nachrichtenmagazin "profil" im März 2013.

Vipnet macht Sorgen

Weitere Sorgenfalten verursacht die kroatische Tochter Vipnet, hier würden die geringeren Roaminggebühren durch den EU-Beitritt voll durchschlagen. Dafür bereite das Geschäft in Weißrussland und in den "anderen Märkten" Freude. Das war nicht immer so, vor drei Jahren verhagelte die weißrussische Tochter Velcom die Bilanz. Abschreibungen für die Vipnet schloss Mayrhofer aus heutiger Sicht aus.

Morgen, Donnerstag, steht jedenfalls eine außerordentliche Hauptversammlung der Telekom an, unter anderem geht es dabei um eine Kapitalerhöhung um bis zu eine Milliarde Euro. Das Geld soll laut America Movil für die Osteuropaexpansion verwendet werden. Analysten vermuten, dass es eher in den Schuldenabbau gehen könnte. Die Nettoverschuldung des Unternehmens, das zu 28,4 Prozent den Österreichern und 50,8 Prozent America Movil gehört, beträgt derzeit 3,69 Mrd. Euro.

Im ersten Halbjahr sank das Betriebsergebnis (Ebit) auf minus 222,6 Mio. Euro (HJ 2013: plus 223,3 Mio.). Der Umsatz verringerte sich um 7,3 Prozent auf 1,939 Mrd. Euro. Das Ergebnis ohne Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) gab bereinigt um 7,2 Prozent auf 619,4 Mio. Euro nach. Der Cash Flow aus der laufenden Geschäftstätigkeit verzeichnete ein Minus von 24,4 Prozent auf 373,4 Mio. Euro. Die Mitarbeiterzahl in Österreich reduzierte sich um 4,2 Prozent auf 8.837 Beschäftigte. (Reuters, 13.8.2014)