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Hat neue Ziele: Marcos Nader.

Foto: APA/Hochmuth

Wien - Nach seinem EM-Kampf am 25. Jänner, bei dem er den Titel abgeben musste, ist es ruhig um Österreichs einzig ernst zu nehmenden Profiboxer Marcos Nader geworden. Er nutzte die Zeit, um die Niederlage zu verarbeiten, aber auch, um über seine sportliche Zukunft nachzudenken.

Diese führt ihn nun zur Aiba. Der internationale Amateur-Boxverband bietet in einem neuen Bewerb, dem Aiba Proboxing (APB), erstmals auch Boxern einen Platz, die bereits als Profis aktiv waren. Das Limit sind 20 absolvierte Profikämpfe. Glück für Nader, der mit seinem EM-Kampf genau diese Marke egalisierte. "Das war alles so geplant", sagte der 24-Jährige mit einem Augenzwinkern. Das Angebot der Aiba bekam Nader bereits vor rund vier Monaten, auch andere Offerte standen zur Debatte. "Schlussendlich hatte aber die Aiba das beste und lukrativste Angebot." Lukrativ deshalb, da sich für den Wiener nun die Chance bietet, sich für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro 2016 zu qualifizieren.

Für Roman Nader, Vater und Verbandspräsident (ÖBV) in Personalunion, macht der Wechsel Sinn: "Das höchste Ziel eines Boxers ist immer Olympia. Mit dem Einstieg in den Profisport war das aber abgehakt. Nun bietet sich doch noch die große Chance, ein Olympiaticket zu erlangen." Der verlorene Titelkampf des Sohnes war somit "Glück im Unglück", wie der 54-Jährige sagte.

Der Einstieg in den APB-Bewerb bedingte aber auch einen Umstieg. Nader wechselt vom Mittel- (bis 72,5 kg) zum Weltergewicht (bis 69 Kg). Ein Gewichtsverlust war und ist immer noch nötig. "Ich kratze aber schon an den 69 Kilos", so Marcos Nader. "Es bleibt ja noch etwas Zeit." Der Wiener befindet sich bereits voll im Training. Sein erster Kampf ist am 24. Oktober geplant, der Gegner wird am 17. September festgelegt. Danach gilt es für Nader, in dem im Liga-Format ausgetragenen APB-Bewerb, bis Jänner 2015 vier Kämpfe zu bestreiten und zu gewinnen, ehe er sich Olympiastarter nennen darf. Was die Zeit nach Rio bringen wird, ist noch offen. "Das ist Zukunftsmusik. Jetzt will ich erst einmal tolle Leistungen abliefern." Der 24-Jährige ist erfolgshungrig, daran ändert auch der vermeintliche Neo-Amateurstatus nichts. "Für mich ist jeder Sportler, der sich für Olympia qualifizieren will und kann ein Profi. Man muss schließlich auch professionell arbeiten, um erfolgreich zu sein."

Zuversicht

Von Naders Kampf um das Olympia-Ticket soll auch der österreichische Boxverband profitieren. "Für uns hat sich eine sportliche Chance aufgetan, die wir nutzen wollen. Zudem wollen wir die APB-Events, bei denen Marcos boxt, auch nach Österreich holen. Es wird auf jeden Fall eine große Herausforderung", sagte Roman Nader. Sowohl finanziell als auch sportlich. Für Zweiteres ist Marcos Nader verantwortlich. Dafür muss er sich aber zuerst einmal gegen die Kontrahenten in seine Gewichtsklasse behaupten. "Leicht wird es auf keinen Fall. Aber ich bin ein Mensch, der mit der Aufgabe wächst. Wenn man sich in diesem starken Feld durchsetzt, dann gehört man in Rio sicher zu den Medaillenkandidaten", gibt sich Nader zuversichtlich. (Stefan Berndl, DER STANDARD, 13.8.2014)