Mit dem Surface Pro 3 startet Ende August auch in Österreich der nächste Versuch von Microsoft, am Tabletmarkt Fuß zu fassen. So ganz wird diese Aussage der dritten Surface-Generation jedoch nicht gerecht. Microsoft positioniert das Hybrid-Gerät zunehmend als Ersatz für Laptops. Als Vergleich muss in Werbespots nicht mehr das iPad, sondern das MacBook Air herhalten. Im WebStandard-Test zeigt sich, dass das auch durchaus Sinn ergibt.

Foto: derStandard.at/Wendel
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Fühlt sich mehr nach Laptop als nach Tablet an

Denn das Surface Pro 3 fühlt sich, obwohl sich im Lieferumfang des Gerätes nicht einmal eine Tastatur befindet, viel mehr nach einem Laptop als nach einem Tablet an. Noch viel mehr, als es Microsoft wohl lieb ist. Denn der Konzern selbst verspricht, dass das Surface Pro 3 die Vorteile beider Welten in einem Gerät verbinde. Mit angedocktem Tastatur-Cover, das separat gekauft werden muss, soll der Hybrid als Laptopersatz taugen, ansonsten als vollwertiges Tablet. Seine Hausaufgaben hat Microsoft jedoch vor allem beim Laptop-Teil erfüllt.

Vollwertiges Windows 8.1

Dank leistungsstarker Intel-Prozessoren der Haswell-Serie und x86-Architektur läuft auf dem Surface Pro 3 – wie auch auf den Vorgängern der Pro-Serie – ein vollwertiges Windows 8.1. Neben den Programmen aus dem Windows Store, bei denen es sich vor allem um Apps für die Kacheloberfläche handelt, können somit auch ganz gewöhnliche Desktop-Anwendungen auf dem Gerät installiert und ausgeführt werden – im Vergleich zu Android-Tablets und den iPads ein Alleinstellungsmerkmal des Surface Pro 3. Die Surface Pro-Reihe etabliert sich damit zunehmend als ideale Plattform für Windows 8.1, das neben den klassischen Eingabemethoden auch auf Touch-Bedienung setzt.

Intel-Prozessoren der aktuellen Generation

Bei dem Testgerät, das dem WebStandard von Microsoft zu Verfügung gestellt wurde, handelt es sich um die mittlere Ausführung. Das Modell besitzt einen Intel Core i5-Prozessor mit zwei Kernen und einer Standardtaktfrequenz von 1,9 GHz. Außerdem sind 8 GB Arbeitsspeicher und eine SSD mit 256 GB verbaut. Insgesamt bietet Microsoft fünf verschiedene Ausführungen an, sie reichen von i3- bis i7-Prozessor, 4 bis 8 GB Arbeitsspeicher und 64 bis 512 GB SSD-Speicher. Die Preise bewegen sich je nach gewähltem Modell zwischen 799 und 1.949 Euro.

AnandTech hat in verschiedenen Tests die Performance des Surface Pro 3 mit i5-Prozessor ausführlich unter die Lupe genommen. Die Leistung des Hybriden liegt in den meisten Tests auf vergleichbarem Niveau mit dem MacBook Air 13". Unter Dauerlast zeigt sich jedoch eine gewisse Diskrepanz, die wohl dem schmalen Gehäuse und dem Lüfterdesign geschuldet sein dürfte. Tablets wie das iPad Air, die in der Regel mit stromsparenden ARM-Prozessoren ausgestattet sind, lässt das Surface Pro 3 in den Performancetests hingegen teilweise weit hinter sich.

Der Kickstand kann beim Surface Pro 3 individuell eingestellt werden.
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Das neue Type-Cover ist durch die zusätzliche magnetische Fixierung stabiler als bei den bisherigen Surface-Modellen.
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Laptopersatz dank Kickstand und Type-Cover?

Auch in der Bedienung soll das Surface Pro 3 einem Laptop in Nichts nachstehen. Der eingebaute Kickstand wurde mit der dritten Generation abermals verbessert und erlaubt nun, den Betrachtungswinkel individuell einzustellen. Die Konstruktion hinterlässt zwar einen etwas fragilen Eindruck, die Bedienung wird durch die freie Einstellung insgesamt jedoch stark verbessert. Gemeinsam mit dem Type-Cover erreicht man tatsächlich ein sehr Laptop-ähnliches Gefühl beim Bedienen des Surface Pro 3.

Die zusätzliche magnetische Fixierung des Tastaturcovers am unteren Rand des Gerätes sorgt dafür, dass die Konstruktion um einiges stabiler ist als bei den bisherigen Modellen. Selbst am Schoß kann so noch recht angenehm getippt werden. Der geringe Tastenanschlag des dünnen Covers erfordert jedoch etwas Eingewöhnung. Das Trackpad auf dem Type-Cover wurde vergrößert, die Maussteuerung ist damit jedoch immer noch recht hakelig – besonders, wenn man von den Trackpads von Apple verwöhnt ist.

Trotzdem ist das Type-Cover nicht vom Surface Pro 3 wegzudenken und eigentlich ein Must-Have-Zubehör. Umso unverständlicher ist es, dass das Cover nicht direkt im Lieferumfang enthalten ist – gerade jetzt, wo Microsoft das Gerät als Laptopersatz vermarktet. Stattdessen muss das Type-Cover extra gekauft werden, Microsoft verlangt dafür rund 130 Euro.

Digitaler Stift im Lieferumfang

Im Lieferumfang enthalten ist hingegen ein digitaler Stift, mit dem man sich in Programmen wie Fresh Paint, SketchBook oder Photoshop kreativ betätigen kann. Durch einen Klick wird OneNote gestartet und es können handschriftliche Notizen verfasst werden. Insgesamt funktioniert die Stiftunterstützung sehr gut, lediglich bei der Druckempfindlichkeit muss Microsoft noch ein wenig nachjustieren. Angeblich soll hier ein Update erscheinen. Ärgerlich ist, dass der Stift nur mehr über eine Lasche, die an das Type-Cover geklebt wird, am Gerät befestigt werden kann. Eine magnetische Halterung gibt es nicht mehr.

Das Trackpad ist zwar größer, die Mausbedienung ist trotzdem noch recht unangenehm.
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Der Windows-Button wandert an die rechte Seite.
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USB 3.0 und Mini DisplayPort

Das Surface Pro 3 bietet außerdem verschiedene Anschlüsse, die im Vergleich zu Laptops jedoch eher spärlich ausfallen. Über den Mini DisplayPort können externe Monitore angeschlossen werden, am USB 3.0-Anschluss – jedoch nur ein einziger – können verschiedenste Peripheriegeräte betrieben werden.

Für den Einsatz am heimischen Schreibtisch bietet Microsoft jedoch eine optional erhältliche Dockingstation an, die weitere Anschlüsse bietet. Aus dem Laptopersatz soll so "ein vollwertiges Desktopsystem" werden, so Microsoft. Die Dockingstation ist um 200 Euro erhältlich, konnte vom WebStandard jedoch nicht getestet werden.

Bildschirm mit ungewöhnlichem 3:2-Seitenverhältnis

Die offensichtlichste Änderung zu den Vorgängermodellen stellt das neue Display des Surface Pro 3 dar. Der Bildschirm ist auf große 12 Zoll angewachsen und bietet ein eher ungewöhnliches Seitenverhältnis von 3:2 . Ungewöhnlich ist jedoch nicht gleichbedeutend mit schlecht. Denn die zusätzliche Höhe im Vergleich zu den früher verbauten 16:9-Bildschirmen ist durchaus willkommen.

Mit einer Auflösung von 2.160 x 1.440 Pixel besitzt der Bildschirm eine Pixeldichte von 216 ppi (Pixel per Inch). Für einen Laptop ist das ein durchaus guter Wert, der sich auf dem Niveau des Retina-Displays der MacBook Pros bewegt. Vor allem kleinere Tablets bieten jedoch besser aufgelöste Bildschirme. Ansonsten macht der Bildschirm im Praxistest eine sehr gute Figur. Lediglich die Darstellung von Grauwerten wird von AnandTech kritisiert. Auffallend sind außerdem die recht starken Spiegelungen des Displays, mit denen jedoch viele Geräte gleichermaßen zu kämpfen haben.

Displaygröße als Spagat

Eine abschließende Meinung über die Displaygröße des Surface Pro 3 fällt schwer. Letztendlich versucht sich Microsoft mit dem 12-Zoll-Bildschirm des Hybriden an einem Spagat, der jedoch nur teilweise gelingt. Das Gerät selbst möchte gerne beides sein – Laptop und Tablet. Für gewöhnlich ist die Displaygröße jedoch kaum ein gemeinsamer Nenner dieser beiden Formfaktoren. Das merkt man auch bei der Bedienung des Surface Pro 3.

Microsoft versucht sich mit dem Bildschirm des Hybrid-Gerätes an einem gewissen Mittelweg, der aber ganz klar Kompromisse bei der Tabletbedienung einfordert. Selbst simple Aufgaben wie das Tippen auf der On-Screen-Tastatur werden aufgrund der Größe des Displays zu einer kleinen Herausforderung, ein wirklich angenehmes Bediengefühl wollte sich im Testzeitraum nicht einstellen. Auch für die Verwendung unterwegs in Bus oder Bahn erscheint das Gerät aufgrund seiner Dimensionen und des Gewichts von 800 Gramm eher ungeeignet.

Das Surface Pro 3 im Größenvergleich mit dem MiPad von Xiaomi, einem 8-Zoll-Tablet.
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Verarbeitung & Design

Microsoft hat bereits mit den bisherigen Surface-Modellen bewiesen, dass man ein Händchen für gut verarbeitete Geräte besitzt. Das Surface Pro 3 schließt daran nahtlos an. Das Magnesium-Gehäuse fühlt sich hochwertig an und die Fertigung zeigt keine Makel. Alles sitzt fest, lediglich der ausklappbare Kickstand wirkte bei unserem Testgerät ein wenig fragil und wackelig. Das Design selbst ist wie gehabt schön und elegant.

Wer beim Begriff "Surface Pro" direkt an die doch recht dicken Vorgängergeräte denkt, wird beim Surface Pro 3 eines Besseren belehrt. Das neueste Modell ist gerade einmal 9,1 Millimeter dick und spielt damit in einer ähnlichen Liga wie das iPad 4. Damit ist das Gerät tatsächlich beeindruckend dünn und man vergisst beinahe, dass hier ein vollwertiger Computer im Inneren steckt.

"Nicht hörbarer" Lüfter macht sich doch bemerkbar

Dieser vollwertige Computer fordert jedoch noch weitere Kompromisse ein. Im Gegensatz zu ARM-Chips, wie sie in den meisten anderen Tablets zum Einsatz kommen, benötigen die verbauten Intel-Prozessoren eine aktive Kühlung, um eine Überhitzung zu vermeiden. Für die dritte Surface-Generation hat Microsoft das Lüftedesign überarbeitet und verspricht, dass die Lüfter im normalen Betrieb nicht hörbar seien.

Die Realität sah im WebStandard-Test jedoch anders aus. Bereits bei sehr geringer Belastung durch den Internet Explorer oder die Facebook-App wurde die Rückseite des Surface Pro 3 aus unerklärlichen Gründen spürbar wärmer und der Lüfter hat sich bemerkbar gemacht. Für ein Tablet, das man in Händen hält, eigentlich ein No-Go – erst Recht nach den Versprechen von Microsoft. Beim Abspielen von Videos blieb die Rückseite hingegen auch ohne hörbaren Lüftereinsatz kühl.

Akkulaufzeit ohne eindeutiges Ergebnis

Auch der Akku hinterlässt kein einheitliches Bild. Während das Surface Pro 3 im Dauertest beim Abspielen von Full-HD-Videos durchaus akzeptable neun bis zehn Stunden durchhält, zeigen sich jedoch auch Schwächen. So führt gerade das oben beschriebene Szenario, in dem die Lüfter gegen die manchmal unerklärliche Abwärme ankämpfen, zu einem erhöhten Stromverbrauch. Insgesamt positioniert sich die Akkulaufzeit also unter jener von Tablets. Dies war zwar zu erwarten, ist trotzdem aber ein wenig enttäuschend.

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Fazit: Guter Laptop, passables Tablet

Microsoft setzt mit dem Surface Pro 3 die zuvor eingeschlagene Linie, ein Hybrid-Gerät aus Laptop und Tablet anzubieten, konsequent fort. Die ideale Verschmelzung der beiden Formfaktoren gelingt dem Unternehmen jedoch auch mit der dritten Surface-Generation nicht – noch nicht. In manchen Punkten, darunter vor allem das Lüfterdesign, wirkt das Gerät immer noch nicht ausgereift genug. Das ist schade, da die Präsentation im Mai noch so vielversprechend klang.

Insgesamt liefert Microsoft mit dem Surface Pro 3 das bisher beste Modell der Serie ab. Tolle Verarbeitung und leistungsstarke Hardware sind in einem fast schon unglaublich dünnen Gehäuse verpackt. Durch die Kombination von Laptop und Tablet müssen jedoch verschiedene Kompromisse eingegangen werden, die vor allem die Tabletbedienung treffen – darunter störende Lüfter, der teilweise hohe Akkuverbrauch, die fehlende Möglichkeit für mobile Datenverbindungen über UMTS oder LTE, das Gewicht und die Abmessungen.

Auch in der Laptopbedienung müssen Abstriche gemacht werden, diese fallen jedoch weitaus kleiner aus. Das neue Touch-Cover stellt aufgrund der größeren Stabilität bei unebenen Untergrund zwar eine große Verbesserung zu den Vorgängern dar, die Maussteuerung über das eingebaute Trackpad ist jedoch immer noch recht hakelig. Zusätzlich bietet das Surface Pro 3 im Vergleich zu Laptops oder Ultrabooks nur beschränkte Anschlussmöglichkeiten.

Man merkt dem Surface Pro 3 jedoch an, dass Microsoft seiner Vision eines Hybrid-Gerätes immer näher kommt. Intel hat mit dem Core-M bereits neue Prozessoren der Broadwell-Serie angekündigt, die lüfterlose Geräte ermöglichen sollen. Ein solcher Prozessor klingt nach einem perfekten Partner für ein mögliches Surface Pro 4.

Preise und Verfügbarkeit

Das Surface Pro 3 erscheint am 28. August im österreichischen Handel und kann in verschiedenen Ausführungen vorbestellt werden. Das günstigste Modell um 799 Euro ist mit einem Intel Core i3 Dual-Core-Prozessor mit 1,5 GHz, 4 GB Arbeitsspeicher und 64 GB SSD-Speicherplatz ausgestattet. Im teuersten Modell, das um 1.949 Euro erhältlich ist, werkelt ein flotter i7-Dual-Core-Prozessor mit 1,7 GHz, der auf bis zu 3,3 GHz hochtakten kann. Außerdem sind 8 GB Arbeitsspeicher und 512 GB Speicherplatz verbaut. Das Type-Cover ist nicht im Lieferumfang enthalten und kostet zusätzlich 129,99 Euro. (Martin Wendel, 25.8. 2014, derStandard.at)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Das Testgerät wurde von Microsoft zur Verfügung gestellt.