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Rauchen schadet der Spermienqualität enorm.

Foto: Jan Woitas dpa/lah

Bei Gesundheitsschäden, die durch Rauchen ausgelöst werden, denkt jeder zuerst an Krebserkrankungen. Noch wenig bekannt ist, dass sich der Nikotinkonsum auf die Fruchtbarkeit von männlichen Rauchern auswirken kann.

Wissenschaftler der Universität des Saarlandes konnten jetzt nachweisen, dass Spermien von Rauchern weniger beweglich und lebensfähig sind als bei Nichtrauchern. Außerdem konnten sie zeigen, dass bestimmte Eiweißmoleküle, die für die Verpackung und Stabilität der Erbinformationen im Sperma verantwortlich sind, bei Rauchern deutlich verändert aussehen. Dies kann dazu führen, dass das Erbgut in den Samenzellen beschädigt wird und der Kinderwunsch dadurch nicht in Erfüllung geht.

Weniger beweglich

Im Sperma von Rauchern fanden die Forscher Cotinin, ein Abbauprodukt des Nikotins, in deutlich höherer Menge als bei Nichtrauchern. Auch ein weiterer Biomarker kam verstärkt vor, der anzeigt, dass das Gleichgewicht in der Samenzelle massiv gestört ist. "Durch verschiedene Tests konnten wir feststellen, dass die Spermien von Rauchern weniger beweglich sind und ihre Außenhülle auch nicht so stabil ist wie bei Nichtrauchern " sagt Mohammed Hamadeh, Reproduktionsmediziner an der Universitätsklinik des Saarlandes in Homburg.

Sein Team hatte bereits vor vier Jahren in ersten Untersuchungen zu diesem Thema festgestellt, dass bestimmte Eiweißmoleküle, so genannten Protamine, bei Rauchern in geringerer Konzentration vorkommen. Diese Studie wurden damals in der Zeitschrift "Human Reproduction" veröffentlicht und rief ein weltweites Presseecho hervor.

Andere Konzentration

Nun analysierten Reproduktionsmediziner die Eiweißmoleküle in den Samenzellen noch genauer. Sie konzentrierten sich dabei auf Histone und Protamine, die für die Verpackung und Stabilität der DNA-Erbinformationen in den Spermien verantwortlich sind. "Dabei konnten wir zeigen, dass diese Eiweißmoleküle bei Rauchern in einer deutlich anderen Konzentration vorkommen als bei Nichtrauchern. Dadurch werden die Erbinformationen in den Samenzellen von Rauchern beschädigt. In der Folge wird die Entwicklung der Spermien gestört", erläutert Montenarh. Dies könne dazu führen, dass es zu keiner oder nur unvollständigen Befruchtung der Eizelle kommt und daher kein neues Leben entstehen kann.

Wenn der Kinderwunsch nicht erfüllt wird, ist möglicherweise also der erhöhte Zigarettenkonsum eine Ursache dafür. "In unserer Ambulanz für Reproduktionsmedizin, in der viele Paare mit unerfülltem Kinderwunsch Rat suchen, empfehlen wir daher jedem, sofort mit dem Rauchen aufzuhören“, sagt Hammadeh. Die Studien hätten eindeutig belegt, dass der Nikotinkonsum nicht nur der Gesundheit der Raucher schade, sondern sich auch auf die Fortpflanzung negativ auswirke.

"Die biochemischen Veränderungen in den Samenzellen sind bei Rauchern so gravierend, dass sie offenkundig nicht nur eine normale Befruchtung verhindern, sondern möglicherweise auch für Missbildungen von Embryos verantwortlich sind", sagt Hammadeh. Dies müsse nun in weiteren Studien untersucht werden. Auch sei noch ungeklärt, wie schnell sich die Zusammensetzung der Spermien wieder normalisiere, wenn starke Raucher den Zigarettenkonsum einstellten. (red, derStandard.at, 13.8.2014)