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Renaud Lavillenie besitzt sämtliche Eigenschaften, die man für den nahezu perfekten Umgang mit dem Stab benötigt.

Foto: Reuters/TESSIER

Zürich - Die Laune von Renaud Lavillenie könnte in diesen Tagen nicht besser sein. Wo der Franzose auch auftaucht, setzt er ein schelmisches Grinsen auf. Er scherzt, posiert gut gelaunt für Fotos mit seinen Fans. "Alles passt, ich bin in einer guten Verfassung, ähnlich wie im Winter", sagte Lavillenie vor der Qualifikation im Stabhochsprung am Donnerstag. Was lapidar klingt, ist womöglich die Ankündigung von etwas Großem. Denn im Winter, am 15. Februar, hatte er, den sie in der Heimat "Air France" nennen, den fast schon mythischen Weltrekord von Sergej Bubka in Donezk um einen Zentimeter auf 6,16 m verbessert. Geht es im Letzigrund also noch höher hinaus? "Wir werden sehen", sagte Lavillenie und grinste schon wieder: "Jedenfalls habe ich keine Fußschmerzen mehr."

Sein dritter EM-Titel in Serie ist ihm kaum zu nehmen, es müsste schon der Stab fünf- bis siebenmal brechen. "Es ist sehr wichtig für mich, hier zu gewinnen. Ich will beweisen, dass ich konstant auf sehr hohem Niveau springen kann", sagte der Olympiasieger von London, der in Zürich einer der ganz wenigen Superstars bei diesen Titelkämpfen ist. Sprinter Usain Bolt ist bekanntlich Jamaikaner, also eindeutig nicht startberechtigt.

Der 27-jährige Lavillenie wird im Letzigrund in seiner ganz eigenen Liga springen, zumal die einzigen ernst zu nehmenden Konkurrenten, die Deutschen Raphael Holzdeppe und Björn Otto, verletzungsbedingt fehlen. Bubka traut seinem Erben jedenfalls weitere Höhenflüge über 6,16 m hinaus zu. "Er hat alle Karten in der Hand. Er ist motiviert, er will weiter über Jahre hinaus dominieren und das allerhöchste Niveau erreichen. Sein Körper, sein Hebel und sein Gefühl sind perfekt für diesen Sport. Ich denke, dass alles passieren kann", sagte Bubka.

Die beiden Ausnahmekönner respektieren einander, jeder hält sich aber auch selber für den Größten aller Zeiten. Und so konnte sich Lavillenie, dem ein riesiges Ego bis hin zur Arroganz nachgesagt wird, einen kleinen Seitenhieb auf Bubka nicht verkneifen. "Ich bin jetzt seit 19 Wettkämpfen ungeschlagen und will hier den 20er perfekt machen", sagte er: "Ich glaube nicht, dass Bubka jemals mehr als 15 Siege in Serie geschafft hat." Doch Bubka krönte sich gleich sechsmal zum Weltmeister. Dieser Titel fehlt Lavillenie in seiner Sammlung. "Ich bin noch lange nicht fertig", sagte er und grinste durch Zürich. (red, DER STANDARD, 14.8.2014)