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Daniele Meucci hatte im Ziel fast eine Minute Vorsprung auf den Zweitplatzierten.

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Speerwerfen mag und kann der Finne, also auch Antti Ruuskanen.

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Emotionen bei der Hindernis-Europameisterin Antje Möldner-Schmidt.

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Zürich - Mit einem gut eingeteilten Rennen hat der Italiener Daniele Meucci in 2:11:08 Stunden die Goldmedaille im Marathon bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Zürich gewonnen. Zweiter wurde der Pole Yared Shegumo (2:12:00) vor dem Russen Alexej Rejunkow (2:12:15).

Der Österreicher Christian Pflügl landete in 2:25:51 Stunden an der 45. Stelle.

50.000 Zuschauer säumten am Sonntag den schmucken und herausfordernden Stadtkurs und sorgten für eine beeindruckende Kulisse. Nach einer kleinen Runde über 2,195 Kilometer mussten die Läufer eine 10-Kilometer-Schleife viermal bewältigen, dabei ging es innerhalb von drei Kilometern über 42 Meter Höhenunterschied bergauf und bergab.

Schon beim ersten Anstieg hatte sich der Pole Marcin Chabowski abgesetzt, er baute seinen Vorsprung kontinuierlich aus und ging beim Halbmarathon mit 1:04:45 durch, bei 25 Kilometer hatte er mit 1:10 Minuten seinen größten Vorsprung auf die ersten Verfolger herausgeholt. Auf der dritten Runde löste sich der Franzose Abdellatif Meftah aus der großen Verfolgergruppe, der Ausreißversuch blieb allerdings erfolglos, bald erfolgte wieder der Zusammenschluss.

Nach 1:48 Stunden setzte Meucci dem Enteilten hinterher und zog kurz vor der 35 Kilometermarke locker an Chabowski vorbeilief, welcher kurz darauf entkräftet aufgeben musste.

Erst der dritte Marathon

Der neue Europameister war in Zürich bereits Sechster über 10.000 m geworden. "Glücklicherweise hatte ich ein paar Tage Zeit, mich zu erholen", sagte der 28-Jährige, der erst seinen dritten Marathon bestritt. Mit Valeria Straneo hatte eine Italienerin im Frauen-Bewerb bereits Silber gewonnen, die Team-Wertung war an die Azzurri gegangen. Lokalmatador und Titelverteidiger Victor Röthlin wurde am Sonntag Fünfter (2:13:07), der Schweizer beendete mit diesem Rennen seine Karriere.

Pflügl versuchte sein eigenes Tempo zu gehen, bildete mit dem Schweizer Patrick Wieser eine Laufgemeinschaft. "Mehr hätte ich nicht machen können. Ich habe den Rhythmus erst so richtig nach neun Kilometern bekommen", sagte der 35-Jährige. Eine derartige Stimmung an der Strecke habe er noch nie erlebt.

Mekhissi-Benabbad nur sportlich souverän

Im Rennen über 1500 m gab es erneut Aufregung um Mahiedine Mekhissi-Benabbad (Frankreich). Der Franzose, der sich am Donnerstagabend auf der Zielgeraden des 3000-m-Hindernis-Finals das Trikot vom Leib gerissen hatte und deshalb als Sieger disqualifiziert worden war, setzte sich nach einem fulminanten Antritt zu Beginn der Schlussrunde in 3:45,60 Minuten souverän vor Titelverteidiger Henrik Ingebrigtsen aus Norwegen (3:46,10) und dem Briten Chris O'Hare (3:46,18) durch.

Auch diesmal jubelte und gestikulierte Mekhissi-Benabbad schon 50 Meter vor dem Ziel provozierend in Richtung Publikum und wurde danach ausgepfiffen.

Doppel für Farah

Mo Farah gewann nach den 10.000 auch die 5.000 m, er setzte sich in 14:05,82 Minuten vor Hayle Ibrahimow aus Aserbaidschan (14:08,32) und Andy Vernon aus Großbritannien (14:09,48) durch. Der Österreicher Brenton Rowe wurde an seinem 27. Geburtstag 13. (14:16,46).

"Es war ein sehr taktisches Rennen. Ich habe ein paar Mal versucht, nach vor zu gehen. Vor dem letzten Kilometer wollte ich in guter Position sein. Ich konnte dann auf den letzten zwei Runden nicht mehr ganz dranbleiben. Ich habe den Briten Tom Farrell vor mir gesehen, konnte die paar Meter zu ihm aber nicht mehr ganz gut machen und ihn nicht mehr erwischen", sagte Rowe.

Für Farah war es das vierte Double bei großen internationalen Meisterschaften nach der EM 2010 in Barcelona, den Olympischen Spielen 2012 in London und der WM 2013 in Moskau.

Kein dritter Streich von Schippers

Die Staffeltitel gingen an die Frauen aus Großbritannien (4 x 100 m) und Frankreich (4 x 400 m) sowie die Männer aus Großbritannien über beide Distanzen. Dramatisch verlief das 4x100-m-Rennen bei den Frauen.

Der Schweizer Publikumsliebling Mujinga Kambundji, Finalistin in den Einzelrennen über beide Sprintdistanzen, ließ als Startläuferin nach den ersten Schritten den Stab fallen und brach unter dem Aufschrei des Publikums wie ihre Teamkollegeinnen in Tränen aus. Dafne Schippers patzte ebenfalls bei der Übergabe, die Chance auf ihre dritte Medaille in Zürich war dahin.

Mit einer Jahresweltbestleistung glänzte die Hochspringerin Ruth Beitia, die Spanierin verteidigte mit 2,01 m ihren Titel erfolgreich, auf die Plätze kamen Maria Kutschina (RUS/1,99) und Ana Simic (CRO/1,99).

Der Weitsprung der Herren ging mit 8,29 m an den Briten Greg Rutherford, der sich vor Louis Tsatoumas (GRE/8,15) und Kafetien Gomis (FRA/8,14) durchsetzte.

Deutsche mit halbwegs versöhnlichem Abschluss

Die so enttäuschende deutsche Equipe konnte am Schlusstag immerhin noch zweimal Gold einheimsen und damit ihre Gesamtausbeute, die schwächste seit der Wiedervereinigung, noch verdoppeln.

Die Kugelstoßerin Christina Schwanitz heimste hielt mit 19,90 m die Konkurrenz in Schach, die Vize-Weltmeisterin verwies Jewgenia Kolodko (RUS/19,39) und Anita Marton (HUN/19,04) auf die weiteren Plätze.

Eine große Überraschung gab es über 3.000 m Hindernis der Frauen, Antje Möldner-Schmidt siegte in 9:29,43 Minuten vor der Schwedin Charlotta Fougberg (9:30,16) und der Spanierin Diana Martin (9:30,70). Nach einer Lymphzellenerkrankung und einem Tumor in der rechten Schulter schien die Karriere der 30-Jährigen vor vier Jahren schon beendet.

"Wahnsinn. Das ist unglaublich", sagte Möldner-Schmidt, der bei der Siegerehrung die Tränen in den Augen standen: "Das Publikum war fantastisch. Der Applaus hat mir so viel bedeutet." Es war das erste EM-Gold auf dieser Strecke für die deutschen Frauen.

Im Speerwurf gab es zwei Medaillen für Finnland, Europameister Antti Ruuskanen (88,01 m) und Bronzemedaillengewinner Tero Pitkämäki (84,40) schrieben die große Tradition ihres Landes in dieser Disziplin fort und nahmen den silbernen Tschechen Vitezslav Vesely in die Mitte (84,79).

Team GB am erfolgreichsten

Nach den 47 Entscheidungen von Zürich lag Großbritannien im Medaillenspiegel mit 12 x Gold, 5 x Silber und 6 x Bronze vor Frankreich (9/8/6) und Deutschland (4/1/3). Ein Weltrekord über 50 km Gehen sowie sieben Jahresweltbestleistungen stehen in der Bilanz. 148.432 Zuschauer waren an den sechs Wettkampftagen in Stadion gekommen. Der Besuch bei den Abendsessions lag gesamt bei 81 Prozent, damit die Erwartungen der Veranstalter nicht erfüllt. (APA/red - 17.8. 2014)