Tripolis - Nach heftigen Kämpfen verfeindeter Milizen sorgen in Libyen rätselhafte Luftschläge für Wirbel. Wie die Zeitung "Al-Wasat" berichtete, waren in der Nacht zum Montag Bombardements in einem Gebiet südlich der Hauptstadt Tripolis zu hören. Ein Reporter der Zeitung meldete fünf Explosionen. Wer dafür verantwortlich war, blieb zunächst unklar.

Die Übergangsregierung erklärte, sie habe keine Erkenntnisse über die Hintergründe der Angriffe. Sie ordnete eine Untersuchung an und bat "befreundete Staaten" um Hilfe. In Tripolis liefern sich Milizen aus Al-Sintan und Misrata seit Wochen blutige Kämpfe um den Flughafen der Hauptstadt Tripolis. "Al-Wasat" zufolge sollen die Luftangriffe nun islamistischen Milizen der Stadt Misrata gegolten haben.

"Operation Würde"

In den vergangenen Monaten hatten Verbündete des abtrünnigen libyschen Generalmajors Khalifa Haftar mehrmals Luftschläge gegen islamistische Milizen verübt - allerdings nicht in Tripolis, sondern in der Hafenstadt Benghazi. Haftar hatte Mitte Mai eigenmächtig unter dem Namen "Operation Würde" eine Militäroffensive gegen Islamisten gestartet.

Wegen der Gewalteskalation haben die meisten internationalen Botschaften ihr Personal aus dem nordafrikanischen Land abgezogen. Zuletzt hatte Libyens Parlament die internationale Gemeinschaft angesichts der blutigen Kämpfe um Hilfe gebeten. Bei den kämpfenden Milizen handelt es sich um ehemalige Revolutionsbrigaden, die 2011 am Sturz von Langzeitherrscher Muammar al-Gaddafi beteiligt waren.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR schickte erstmals seit der Eskalation der Kämpfe in Tripolis Medikamente, Decken und andere Hilfsgüter von Tunesien nach Libyen. Wie die Organisation mitteilte, wurden sie von Partnerorganisationen in der Stadt Zawiyya - rund 45 Kilometer westlich der Hauptstadt - an etwa 12.000 Flüchtlinge verteilt. UNHCR hat nach eigenen Angaben zwar ein eigenes Lager in Tripolis, kommt aber wegen der Gefechte nicht mehr an die Hilfsgüter heran.

Den Angaben zufolge herrscht in Tripolis inzwischen eine massive Benzinknappheit. Es gebe häufig Stromausfälle und es fehlten Lebensmittel und Wasser. Hilfsorganisationen schätzen, dass mindestens zwei Millionen Menschen durch die Lebensmittelknappheit bedroht sind. Auch das Gesundheitssystem leide. Denn zahlreiche Mitarbeiter in Kliniken seien Ausländer, die inzwischen wegen der andauernden Gewalt ausgereist seien. (APA, 18.8.2014)