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In München geht es lustig zu. Nach der jahrelangen Migration von Windows auf Linux könnte nun die Rückkehr zur Microsoft-Software folgen.

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Es ist eines der großen Vorzeigeprojekte für Linux am Desktop: Seit einem Stadtratsbeschluss im Jahr 2003 hat die bayrische Landeshauptstadt München konsequent die Segel in Richtung freier Software gesetzt. Nun scheint das "LiMux"-Projekt vor dem Aus: Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, wird derzeit die Rückkehr zu Windows geprüft.

"Beschwerden"

Grund seien die "zahlreichen Beschwerden", so der zweite Bürgermeister der Stadt Josef Schmid (CSU). "Egal in welches Referat ich komme, überall kriege ich bestätigt, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darunter leiden", erzählt er von seinen Erfahrungen.

Untersuchung

Entsprechend soll sich nun eine "unabhängige Expertengruppe" dem Thema widmen und prüfen, ob nicht eine Migration zurück zu Microsoft-Produkten sinnvoller wäre. Der Vizebürgermeister selbst dürfte sein Urteil jedenfalls schon gefällt haben. Seinem Eindruck nach sei Linux jedenfalls viel kostenintensiver, da hier “sehr viel selbst programmiert werden müsse”.

Ideologie

Schmid macht dabei auch keinen Hehl daraus, dass er selbst ideologische Motive hinter der einst getroffenen Entscheidung für freie Software vermutet. Man habe damals einem Monopolisten seine Grenzen aufzeigen wollen. Seiner Fraktion sei von Anfang an klar gewesen, dass dies nicht möglich sei, weil man als Kommune "nicht die Welt verändern könne".

Stadtrat

Die jetzige Ankündigung kommt allerdings nicht mehr überraschend - hatte sich der seit Mai amtierende Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) doch öffentlich als "Microsoft-Fan" geoutet. Trotzdem bleibt abzuwarten, ob die beiden ihr Vorhaben der Windows-Rückkehr auch durchsetzen können. Immerhin hatte sich der Stadtrat erst im Juli öffentlich - und mit breiter Mehrheit - gegen die Aussagen des Oberbürgermeisters gestellt.

Vorgeschichte

Der aktuellen Diskussion war die Entscheidung Microsofts, die eigene Deutschlandzentrale aus dem Münchner Umland direkt in die Stadt zu verlegen, vorangegangen. Reiter hatte bereits vor seiner Wahl angedeutet, dass er an dem zugehörigen Deal mitgearbeitet hat. Einen Zusammenhang mit dem anvisierten LiMux-Aus will man aber nicht sehen.

Umfang

Aktuell laufen rund 15.000 Rechner in der Münchner Verwaltung unter Linux. Die Migration wurde erst Ende 2013 endgültig abgeschlossen. (apo, derStandard.at, 18.8.2014)