Längst ist es da, es dauert nur ein bisschen, bis es auffällt. Gut, beim Einzug in eine neue Wohnung ist auch viel zu tun. Kisten schleppen zum Beispiel. Dann, beim Essen fällt es auf: Da ist ein Loch in der Wand! Wenig später ist es von dort verschwunden und findet sich am Boden wieder. Ein Loch, das sich bewegt? Wissenschafter sollen helfen. Das Loch wird hingebracht - und schließlich dort verwahrt. Oder doch nicht?

Der Norweger Øyvind Torseter legt mit "Das Loch" ein ungewöhnliches Buch vor. Es sind nicht nur die reduzierten Illustrationen und der schräge Inhalt. Auch die Buchaufmachung ist besonders: Das Loch existiert nämlich tatsächlich. Jede Seite wurde dafür extra durchgestanzt, überall findet sich das kleine, runde Nichts - zum Anschauen wie auch Angreifen. Und Torseter spielt gekonnt mit diesem Kniff. Am Weg zu den Wissenschaftern, die das Rätsel klären sollen, ist das Loch der Mund eines Briefträgers, dann ein Luftballon oder ein Nasenloch.

Die Bilder sprechen für sich, der Text beschränkt sich daher auf Wesentliches. Die Leserschaft - ab dem vierten, fünften Lebensjahr - darf miträtseln und über das Sein des Loches philosophieren. Wieso ist da ein Loch? Warum bewegt es sich? Das Loch wird am Ende des Buches wieder bei seinem "Besitzer" auftauchen. Und der lebt weiter, als ob es nicht existiert. (Peter Mayr, DER STANDARD, 16.8.2014)