Das Titelbild vom China Business Journal am 18. August.

Scan: STANDARD/Erling

Chinas Antimonopolbehörden schießen sich weiter auf deutsche Automarken ein. Nach den von den Kartellwächtern verurteilten Audi und BMW muss nun auch Mercedes Benz mit einer Geldstrafe rechnen. Der Fall sorgt bereits für negative Schlagzeilen für die Stuttgarter. Der Konzern habe über seine Vertragshändler Ersatzteile und Werkstattleistungen überteuert an die Endkunden verkauft. Auf Titelseiten von der nationalen Wirtschaftszeitung bis zur lokalen Pekinger Morgenzeitung wurde am Montag Daimler vorgeworfen, "gegen das Preismonopol in vertikaler Weise verstoßen zu haben." Mit anderen Worten die Preise von oben herab diktiert zu haben.

Ersatzteile für die in China hergestellte C-Klasse hätten sie in der ostchinesischen Provinz Jiangsu sogar um 1273 Prozent überteuert verkauft. Die Behörden können ihre Vorwürfe belegen, sagte der Leiter des Preisamts der Provinz, Zhou Gao, nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Die Nachweise beschafften sie sich Anfang Juli mittels "Razzien".

Preiskontrolleure unterwegs

Die Preiskontrolleure durchsuchten Mercedes-Vertragshändler in fünf mittelgroßen Städten (Suzhou, Wuxi, Huaian, Yangzhou und Danyang), dazu noch das Regionalbüro Shanghai und die Dalian-Großvertretung. Sie hätten dabei entdeckt, dass den Kunden Ersatz- und Importteile überteuert verkauft worden waren. Preiskontrolleur Zhou Gao sprach von "extrem unnormalen Phänomenen".

Zhou handelte im Auftrag der Reform- und Entwicklungskommission (NDRC), der höchsten Wirtschaftsplanungs- und Genehmigungsbehörde des Landes. Sie hat gemeinsam mit dem Handelsministerium und den regionalen Preisämtern die Federführung über die Antimonopol-Aktionen. In der Automobilindustrie tolerieren die Kartellwächter Preisspannen für Ersatzteile bis zum dreifachen anteilig berechneten Wert vom Gesamtpreis eines Fahrzeuges. Für den in der C-Klasse berechneten Preis der Ersatzteile hätten zwölf Mercedes gekauft werden können. Ein Sprecher des Konzerns in Peking wollte dazu keine Auskunft geben. Er verwies auf die Stellungnahme seines Hauses nach der Razzia im Shanghaier Büro: "Wir unterstützten die Behörden bei ihrer Untersuchung."

Audi, größter Oberklasse-Anbieter in China, erklärte sich zur Zahlung einer Strafe bereit, die sich laut Medienberichten auf rund 30 Millionen Euro belaufen soll. Vier BMW-Händler wurden wegen illegaler Absprache von Inspektionsgebühren zur Zahlung von insgesamt rund 195.000 Euro verdonnert. (Johnny Erling aus Peking, DER STANDARD, 19.8.2014)