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Eine für Ebolakranke geeignete Isoliereinheit in einem Londoner Spital, wie es sie auch in Wien gibt.

Innsbruck/Wien – Der Ebola-Verdacht in Tirol wurde nicht bestätigt. Ausgelöst wurde der Verdacht durch den ungeklärten Tod einer 48-jährigen Britin, die kurz zuvor aus Nigeria an ihren temporären Wohnort im Tiroler Unterland zurückgekehrt war.

Die Frau wurde Samstagnacht in ihrer Wohnung in Vomp (Bezirk Schwaz), die sie nur zeitweise bewohnte, von der Polizei tot aufgefunden. Bekannte hatten sich besorgt an die Polizei gewandt, da sie die Frau nicht erreichen konnten. Ein Gewaltverbrechen kann, so Polizeisprecher Stefan Eder, ausgeschlossen werden.

Test in Hamburg

Da vom Sprengelarzt eine unklare virale Infektion als Todesursache angenommen wurde und die Frau vor ihrem Tod noch erbrochen hatte – ein Symptom, das auch bei Ebolakranken vorkommt –, wurde eine Obduktion angeordnet. Die Landessanitätsdirektion entschied, Blut- und Harnproben an das Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin zu schicken, um Ebola ausschließen zu können.

Das Ergebnis der Analyse gab der Tiroler Sanitätsdirektor Franz Katzgraber am Montagnachmittag bekannt: "Wir sind von Anfang an von einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit ausgegangen, nun können wir mit 100-prozentiger Sicherheit sagen, dass die Frau nicht an Ebola erkrankt war." Die Todesursache der Frau, deren Mann und Sohn in Nigeria leben, soll nun eine Obduktion, die von der Staatsanwaltschaft angeordnet wurde, klären. Dem Vernehmen nach litt sie an Diabetes.

International viele Verdachtsmomente

In den kommenden Monaten könnten in Österreich durchaus weitere Ebola-Verdachtsfälle auftreten, heißt es im Gesundheitsministerium mit Hinweis auf die jüngste Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Lage rund um den aktuellen Ausbruch der gefährlichen Viruserkrankung in Westafrika. Berichte über Ebola-Verdachtsfälle gebe es weltweit "in einer Vielzahl von Staaten", heißt es in dem WHO-Update, bestätigt habe sich bisher noch keiner.

Insgesamt, so eine Sprecherin von Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ), würden Experten das Risiko, dass in Österreich jemand an Ebola erkrankt, als "sehr gering" einschätzen. Dennoch hätten sich Vertreter von Außen-, Innen-, Verkehrs- und Verteidigungsministerium auf eine "Kommunikationsstrategie" geeinigt.

Flugblatt am Flughafen

Man sei übereingekommen, auf Weitergabe konkreter Informationen zu setzen. Etwa am Flughafen Wien-Schwechat, wo "noch diese Woche" ein Flugblatt in Umlauf gebracht werden soll, auf dem erklärt werden soll, was im Fall eines Verdachts geplant ist: nämlich ein Flugzeug mit einem möglichen Patienten in Außenposition zu parken, den Betroffenen abzutransportieren und für die anderen Passagiere ein Gate zum Quarantänebereich zu erklären.

Der Patient würde in diesem Fall ins Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital gebracht werden: Da der Umgang mit ansteckenden Viruserkrankungen Ländersache ist, differieren die diesbezüglichen Pläne nach Bundesland.

Hochsicherheitsisolierabteilung

Das Kaiser-Franz-Josef-Spital verfügt über eine Hochsicherheitsisolierabteilung mit Schleusen. Diese weist Unterdruck auf und wird laut dem Leiter der dortigen Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin, Christoph Wenisch, ohne Schleuse für Intensivpatienten verwendet.

Pfleger und Ärzte würden durch flüssigkeitsdichte Schutzanzüge, Gummistiefel und Respiratoren geschützt, die diesbezüglichen Arbeitsschritte existierten "seit Jahrzehnten", sagt Wenisch. Dem Einsatz von ZMapp und anderen noch im Experiment-Stadium befindlichen Antivirusmitteln steht er positiv gegenüber. Im Fall der Fälle wolle man solche Mittel anbieten, sagt er.

Gegen das Ebolavirus gibt es keine erprobte Behandlung und keine Impfung. Die in der Mehrzahl der Fälle tödlich verlaufende Infektion wird durch sämtliche Körperflüssigkeiten Erkrankter übertragen – jedoch erst, wenn die Erkrankung ausgebrochen ist. (Jutta Berger, Irene Brickner, DER STANDARD, 19.8.2014)