Kiew - Die Antikorruptionsbeauftragte der ukrainischen Regierung, die Journalistin Tetjana Schornowil, ist zurückgetreten. Es gebe in der Ukraine nicht den politischen Willen, einen "großangelegten und gnadenlosen Kampf" gegen die Korruption zu führen, erklärte die Maidan-Aktivistin am Montag in dem Blog, den sie für die Online-Zeitung "Ukrainska Prawda" schreibt.

"Ich wollte etwas Nützliches für die Ukraine machen. Aber jetzt verstehe ich, dass meine Anwesenheit (in der Regierung) umsonst ist", erklärte Schornowil. Die Berufung der Journalistin in die Antikorruptionsbehörde war vor rund sechs Monaten auf dem Maidan verkündet worden. Der Unabhängigkeitsplatz im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt Kiew war Ende November von verschiedenen Bürgergruppen aus Protest gegen die Entscheidung des damaligen Präsidenten Viktor Janukowitschs besetzt worden, ein Assoziierungsabkommen mit der EU doch nicht zu unterzeichnen. Bei den teils gewaltsamen Protesten waren auf dem Maidan rund hundert Menschen getötet worden.

Schornowil wurde durch ihre Recherchen über die Luxusresidenzen des als korrupt geltenden damaligen Staatschefs Janukowitsch und dessen Entourage bekannt. Im Dezember war sie von Unbekannten tätlich angegriffen worden, was im Westen scharf verurteilt wurde. Ihr Ehemann wurde vergangene Woche getötet, als er in einem Freiwilligenbataillon der ukrainischen Armee gegen prorussische Separatisten kämpfte. (APA, 18.8.2014)