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Kathrin Nachbaur bei Peter Resetarits.

Foto: APA/Hochmuth

Wochenlang war Moderator Peter Resetarits in Österreich unterwegs, um für die "Sommergespräche" Fragen der Bürger ins Studio zu holen. Auch Meinungen zur Klubchefin des Teams Stronach, Kathrin Nachbaur, die am Montag sein zweiter Gast war, wollte er einholen. Das Problem: Das Volk hat keine Meinung zu Frau Nachbaur. Ob sie Nachbaur kennen, beantworteten fast alle mit "Na".

Solche Zuspielungen und Umfragen, wonach man ihr null Prozent (in Worten: keine) Kompetenz etwa in Fragen der Bildung oder Arbeitslosigkeit zutraue, waren als Einstieg für die Politikerin sicher nicht das, was man eine "Rutsche" nennen würde. Doch Nachbaur verliert, wie man schon aus dem Wahlkampf weiß, nie die Fassung. Sie lächelte auch am Montagabend Resetarits durchgehend ruhig und freundlich an, wie eine Kosmetikerin bei der Farbberatung in einem elitären Beautysalon. "Ich würde mehr mit den Beigetönen gehen, Herr Resetarits", hätte sie mit solch einem Lächeln sagen können.

Resetarits war nicht unfair. Er sprach auch das Positive, das Menschen an Nachbaur bemerkten, an. Loyalität. Sie sei ihrem Chef immer loyal. Wir nehmen das Gespräch als sommerliche Gelegenheit, um über das Wort Loyalität zu philosophieren. Ist es: zu jemandem stehen, auch wenn der Gegenwind heftig bläst? Oder nur: die Hand nicht beißen, die mich füttert?

Nachbaur öffnete jedenfalls selbst eine Tür im Gespräch, hinter der sie beweisen wollte, dass sie ihren Chef (intern natürlich) auch kritisieren könne: Damals, etwa, als er für die Todesstrafe in Österreich plädierte. Das habe in Österreich natürlich keinen Platz. Aber - und da fiel die Tür tonnenschwer wieder ins Schloss - sie wisse, warum Stronach, der nächstes Jahr als "Hüter seiner Werte" die Steiermark bei der Landtagswahl wieder heimsuchen will, für die Todesstrafe sei: Er sei in Nordamerika "groß geworden", und "da baumeln in Mexiko (sic!) Drogenbosse von Brücken", und ihre Richter baumelten gleich daneben. Aus gesicherter Quelle wissen wir: In Kanada baumeln höchstens Bungeejumper von Brücken. Und: Kanada hat die Todesstrafe vor fast 40 Jahren abgeschafft. Nachbaur, die für Pensionisten und ein liberaleres Waffenrecht und gegen eine Vermögens- oder Erbschaftssteuer eintritt, findet, Österreicher sollten sich "nicht anmaßen", Rechtsvorschriften in Amerika ändern zu wollen. Vielleicht sollte eine Frau, die im Hohen Haus sitzt, wissen: Menschenrechte sind unteilbar. Auch ein Wert, den man hüten sollte. (Colette M. Schmidt, derStandard.at, 19.8.2014)