Die deutsche Immobilienbranche schießt sich weiter auf die geplante Mietpreisbremse der Großen Koalition in Berlin ein. Denn die Preisdeckelung könnte Bauinvestoren abschrecken, lautet die Sorge der Wirtschaft. Wie berichtet, will das Bundesjustizministerium die Möglichkeit schaffen, auch bei Neu- bzw. Wiedervermietungen, wo die Miethöhe bisher frei vereinbar war, eine Kappungsgrenze von nur noch zehn Prozent festzulegen.

Bauboom geht weiter

Derzeit setzt sich der Bauboom in Deutschland noch ungebremst fort. Zwischen Jänner und Juni gaben die Behörden grünes Licht zum Bau von 136.800 Wohnungen, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Damit stieg die Zahl der Baugenehmigungen binnen Jahresfrist um 9,6 Prozent. Das Wachstumstempo war damit exakt dasselbe wie im ersten Halbjahr 2013.

Seit 2010 setzt sich somit die anhaltende positive Entwicklung bei Genehmigungen im Wohnungsbau in Deutschland fort. Ein Grund dürfte das historisch niedrige Zinsniveau sein. Zudem gelten Immobilien gerade in gefragten Innenstadtlagen nach wie vor als attraktives Renditeobjekt.

Mietwohnungsbau im Vormarsch

Mittelfristig dürfte der Schwung aber nachlassen, schätzen Fachleute. "Wir sind auf einem hohen Niveau, und es wird wohl nicht mehr weiter nach oben gehen", sagte der Chefvolkswirt des mittelständischen Bauverbands ZDB, Andreas Geyer, der Nachrichtenagentur Reuters.

Für Impulse sorgt derzeit vor allem der Bau von Mietwohnungen. "Kommunale Wohnungsträger in Großstädten planen Bauprojekte, um der wachsenden Nachfrage nach Mietwohnungen nachzukommen", sagte Geyer. "Der Mietwohnungsbau dürfte deshalb weiter anziehen." Dies zeigt sich bereits an den Baugenehmigungen für Mehrfamilienhäuser, die um knapp 13 Prozent zulegten. Dagegen gab es einen Rückgang bei Ein- (minus 1,0 Prozent) und Zweifamilienhäusern (minus 0,4 Prozent). Hier sei seit längerem eine Stagnation zu beobachten, fügte Geyer hinzu. "Wer selbst bauen will, hat in den letzten Jahren sicher schon die finanziell günstigen Konditionen mitgenommen."

Markt entspannt sich

Unterdessen zeichnet sich Entspannung auf dem Immobilienmarkt ab, der zuletzt vor allem in einigen deutschen Großstädten heiß gelaufen war. Demnach stiegen die Preise für Eigentumswohnungen zwischen April und Juni binnen Jahresfrist nur noch so gering wie seit rund vier Jahren nicht mehr, wie aus einer Studie des Verbands Deutscher Pfandbriefbanken (vdp) hervorgeht. (Reuters/red, derStandard.at, 19.8.2014)