Wien - In der Causa Libro bekämpft nun einer der Verurteilten das Urteil des Obersten Gerichtshofs (OGH) vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR). Ex-Libro-Finanzvorstand Johann Knöbl will seine Verurteilung wegen Untreue zu 18 Monaten bedingt vom Straßburger Gericht kippen lassen, so der "Kurier" am Dienstag.
Als Grund für die Beschwerde nennt Knöbls Anwalt, dass durch die lange Verfahrensdauer das Recht auf ein faires Verfahren verletzt worden sei. Dass der OGH in seinem Urteil vom Jänner 2014 die lange Verfahrensdauer schon berücksichtigt hatte und die Verurteilung von ursprünglich vier Jahren Haft auf 18 Monate bedingt herabgesetzt habe, sei nicht genug.
Ziel von Verteidiger Mathias Preuschl ist die Verurteilung der Republik Österreich durch das Menschenrechtsgericht des Europarats in Straßburg, die Aufhebung des OGH-Urteils und die Wiederaufnahme des Strafverfahrens. Das Straßburger Gericht habe das Verfahren bereits eröffnet.
In der Causa Libro wurde im Jahr 1999, vor dem im Herbst erfolgten Börsengang, eine Sonderdividende von der Librodisk an die Mutter UD-AG ausgeschüttet. Diese 440 Millionen Schilling waren ausgeschüttet worden, um die Muttergesellschaft und damit die Altaktionäre zu entschulden. Die UD-AG wurde dann mit der Librodisk zur Libro AG verschmolzen, durch Börsengang und Telekom-Beteiligung kam frisches Geld. Doch die Sonderdividende hatte auf einer Aufwertung und einem zwar ausgewiesenen aber nicht erzielten Gewinn gefußt, Libro ging bald die Liquidität aus. 2001 wurde Ausgleich, 2002 Konkurs angemeldet. Zahlreiche Kleinanleger der börsenotierten Libro verloren dabei ihr Geld. (APA, 19.8.2014)