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Die CSU- Politikerin Christine Haderthauer wird noch viele Fragen beantworten müssen.

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Abschalten im eigenen Ferienhaus, ein bisserl mit dem Elektrorad durch die Gegend fahren. So nett hatte sich Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer seinen Urlaub im bayerischen Altmühltal vorgestellt.

Doch so richtig zur Ruhe kommt Seehofer nicht. Die "Modellauto-Affäre" von Christine Haderthauer (CSU), der Chefin seiner Staatskanzlei, verfolgt ihn bis in den Urlaub. "Die Fakten reichen für drei Rücktritte, doch der Ministerpräsident rührt keine Hand. Die Affäre Haderthauer ist somit längst eine Affäre Seehofer geworden", höhnt Markus Rinderspacher, SPD-Fraktionschef im bayerischen Landtag.

Auch die Grünen fordern den Rücktritt der CSU-Politikerin, gegen die die Staatsanwaltschaft in der sogenannten Modellauto-Affäre ermittelt. Der Verdacht: Die Chefin der Staatskanzlei soll gemeinsam mit ihrem Ehemann Hubert Haderthauer frühere Geschäftspartner finanziell über den Tisch gezogen haben - indem sie die Gewinne jener Firma, für die Häftlinge begehrte Modellautos bauten, als zu niedrig angab.

Zunächst hatte Haderthauer von üblen Verleumdungen gesprochen. Jetzt schweigt sie, gab nur noch kurz einmal via Facebook bekannt: "Ich bin niemals mit Herrn R. S. essen gewesen."

Die Initialen R. S. stehen für jenen Dreifachmörder, der jahrelang für die Haderthauers die legendären (und sehr teuer weiterverkauften) Modellautos baute. Er hat der Bild-Zeitung ein Interview gegeben und darin ein gewisses Naheverhältnis zu den Haderthauers beschrieben.

Ausflüge mit dem Mörder

Er sei zum Essen und ins Automobilmuseum ausgeführt worden, auch den schönen Ammersee in Bayern und sogar einmal einen Geschäftspartner der Haderthauers in Frankreich habe er besucht. Nun fragt man sich nicht nur in der CSU, ob und wie dies mit Sicherheitsauflagen zu vereinbaren gewesen sein könnte.

Zwar hat Seehofer Haderthauers Krisenmanagement gerügt, doch noch hält er seine schützende Hand über sie und betont: "Klärung, Bewertung und Entscheidung werden in einem Verfahren durchgeführt, das rechtsstaatlichen Maßstäben genügt."

Im Winter, als die Staatsanwaltschaft gegen den damaligen Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) in der Causa Edathy (Verdacht auf Geheimnisverrat) ein Ermittlungsverfahren einleitete, hatte Seehofer ganz anders reagiert. Friedrichs musste sofort zurücktreten.

Jetzt gelten andere Maßstäbe. Denn Seehofer hat schlicht keinen adäquaten Ersatz für Haderthauer. Sie leitete die Staatskanzlei bisher in seinem Sinne. Und er will auf diesem Posten unbedingt eine Frau sitzen haben, um die CSU als moderne Partei zu präsentieren (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, 20.8.2014)