Heikkinen im Herbst 2012.

Wien/Helsinki - Es ist nicht so, dass Mika Lehkosuo seinen Innenverteidiger Markus Heikkinen zu sich gebeten oder gar beordert hat, um Details über Rapid zu erfahren. "Der Trainer beobachtet selber, auch in Finnland gibt es Scouts. Kaum zu glauben, es ist aber so." Der 35-Jährige hätte seinem Vorgesetzten ohnedies nur Dinge erzählt, "die ihn kaum interessieren. Denn die Mannschaft von Rapid ist eine ganz andere."

Im Mai 2013 musste Heikkinen die Hütteldorfer verlassen. Nach sechs Jahren. "Wunderbare Jahre. Die wichtigsten meiner Karriere. Das wird immer ein Teil meines Lebens bleiben." Seine drei Söhne wurden in Wien geboren, sie tragen in der Freizeit liebend gerne grün-weiße Rapid-Dressen. Aber natürlich haben sie auch blau-weiße im Schrank, das sind die Farben von HJK Helsinki. Der Papa lässt dort seine Laufbahn ausklingen. "Wie lange es geht, weiß ich nicht, jedenfalls macht es mir Spaß, und fit bin ich auch."

Viele Kinder

Bei Rapid hat er im defensiven Mittelfeld für Ordnung gesorgt, der Finne war ein Schlüsselspieler im Meisterjahr 2008. Der Trainer war damals Peter Pacult, die Erinnerung verklärt, also sagt Heikkinen: "Kein einfacher Mensch. Aber wir hatten Erfolg."

Am Donnerstag kommt es zum Wiedersehen mit Rapid minus Pacult. Anlass ist das Hinspiel des Playoffs zur Europa League. "Ich freue mich sehr." Speziell aufs Wiedersehen mit Steffen Hofmann, die beiden pflegen unregelmäßigen SMS-Kontakt. "Es ist eine Freundschaft entstanden." Allein die Pflege sei verbesserungswürdig. "Er hat viele Kinder, ich habe viele Kinder, das Leben ist für uns beide hektisch, der Stress groß. Aber wir wissen, dass wir uns im Notfall helfen."

Heikkinen beruhigt Rapid. Wobei er das 0:1 gegen Altach nicht gesehen hat. "Wir sind nicht auf Augenhöhe. Die Finnen träumen halt gerne. Im Eishockey werden sie oft erfüllt, im Fußball nicht. Da fehlt das Geld." Und dann sagt er, was Rapid noch nie gehört hat und vielleicht auch nie wieder hören wird: "Im Vergleich zu Helsinki ist Rapid reich und riesig. In Österreich steckt überhaupt mehr Geld im Fußball."

Die Sehnsucht stillen

Die Heimspiele von Meister HJK werden im Schnitt von knapp 5000 Zuschauern besucht. "Da sehnt man sich ins Hanappi zurück. Leider wird es abgerissen." Am Donnerstag wird das Sonera-Stadion ziemlich voll sein, 10.000 Fans werden erwartet. Gekickt wird auf Kunstrasen. "Ein Vorteil für uns", sagt Heikkinen und meint Helsinki. Da im Fußball vieles, wenn nicht sogar alles möglich ist, sei der Aufstieg nicht ausgeschlossen. "Wir haben mit Rapid zweimal Aston Villa eliminiert, das hat auch keiner gedacht." Und nun denkt halt Helsinki nicht. "Darin liegt unsere Chance." Eine Woche später sieht Heikkinen endlich wieder Wien, der Umkehrschluss ist zulässig. Ganz kurz wird die Sehnsucht gestillt. "Ich komme zum Arbeiten." Frau Heikkinen ist vor ein paar Monaten drei Tage lang in Wien gewesen. "Ich hatte leider keine Zeit."

Den mäßigen Saisonstart Rapids hat er mitbekommen und bedauert. "Es kann schnell in die andere Richtung umschlagen." Wobei Heikkinen nichts dagegen hätte, "wenn der Aufschwung nach dem Playoff passiert". Finnen, sagt er, seien Träumer. "Der Trainer wollte von mir wissen, welche Hotels gut sind." (Christian Hackl, DER STANDARD, 20.8.2014)

Europa-League-Playoff, Hinspiel, Donnerstag

HJK Helsinki - SK Rapid Wien
Sonera Stadium, 18 Uhr, live ORF 1, SR Özkahya (TUR)

Helsinki: Doblas/C. Eriksson - Lampi, Heikkinen, Moren, Baah - Schüller, Väyrynen - Savage, Lod, Zeneli - Kandji

Ersatz: Wallen - Sorsa, Heikkilä, Lassas, Perovuo, Alho, Mannström, Forssell, Konan

Es fehlen: Törnes (Knieverletzung), Grönroos (Kreuzbandriss)

Fraglich: Doblas (Spielgenehmigung ausständig), Tainio (Knieprobleme)

Rapid: Novota - Pavelic, Sonnleitner, Dibon, Schrammel - Petsos, Wydra - Schaub, S. Hofmann, F. Kainz - Beric

Ersatz: Maric - Behrendt, Stangl, M. Hofmann, Grahovac, Schwab, Starkl, Prosenik

Es fehlen: Alar (Mittelfußknochen und Keilbein angebrochen), Schimpelsberger (Kreuzbandriss), Kuen (Adduktorenprobleme), Schobesberger, Grozurek (beide nicht im Kader)

Rückspiel am Donnerstag, 28. August (20.30 Uhr) in Wien (Ernst-Happel-Stadion), der Aufsteiger steht in der Gruppenphase der Europa League