Mogadischu 1993: Nicht zuletzt dank Hollywood sind die Szenen, die sich in der somalischen Hauptstadt Anfang Oktober dieses Jahres abspielen, hinlänglich bekannt. Die Bilder getöteter US-Soldaten, die unter Beifall eines jubelnden Mobs durch die Straßen geschleift werden, führten zum baldigen Ende der US-Militäroperation in dem kriegsgeschüttelten Land und zum Scheitern der dortigen UN-Mission. Somalia gilt nach wie vor als Lehrbuchbeispiel für einen gescheiterten Staat.

Lehren aus Mogadischu

Der danach benannte "Mogadischu-Effekt" steht für die Verwundbarkeit der USA beziehungsweise des Westens im Allgemeinen. Für eine postheroische Gesellschaft, die empfindsam auf Todesopfer in den eigenen Reihen reagiert und deren Rückendeckung für militärische Maßnahmen stets an einem seidenen Faden hängt: etwas tun ja, aber bitte ohne Verluste.

Das erklärt den raschen Abzug der österreichischen Soldaten vom Golan im Sommer des Vorjahres ebenso wie die Natur der NATO-Operationen in Serbien 1999 und Libyen 2011: Luftschläge aus sicherer Höhe, in beiden Fällen gab es aufgrund der Kampfhandlungen offiziell kein Todesopfer aufseiten der NATO zu beklagen.

Freilich zum Leidwesen der Präzision; letztlich handelt es sich insofern um ein beinhartes Abwiegen der (zivilen) Opfer der Gegenseite mit den eigenen. "Kollateralschaden" ist einer der unrühmlichen Begriffe in diesem Zusammenhang.

Die postheroische Gesellschaft

In diesem Lichte ist auch die kürzlich unter anderem auf Youtube hochgeladene theatralische Inszenierung der (noch nicht zweifelsfrei bestätigten) Enthauptung eines US-amerikanischen Journalisten durch den Islamischen Staat (IS) zu sehen.

Der eigenen militärischen Unterlegenheit bewusst, hat IS umso mehr die Psyche des Feindes und seine sensible Bevölkerung im Fokus. Eine Erinnerung daran, dass die asymmetrischen Konflikte dieser Tage nicht immer auf dem Schlachtfeld entschieden werden. (Ralph Janik, derStandard.at, 20.8.2014)