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Freetown/Conakry/Lagos - In Liberia, Sierra Leone und in Guinea steigt die Zahl der Ebola-Fälle und -Opfer an. In Nigeria hat es in den vergangenen Tagen keine neuen Erkrankungen gegeben. Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf mitteilte, erhöhte sich die Zahl der mutmaßlichen Ebola-Toten in Westafrika auf 1.350. Die Bekämpfung der Epidemie dürfte noch Monate dauern, so führende Experten.

Bei 805 Todesfällen sei das Ebola-Virus nachgewiesen worden, bei den anderen Opfern handle es sich um noch nicht bestätigte Verdachtsfälle. Allein zwischen dem 17. und 18. August seien von den Ländern Guinea, Liberia, Nigeria und Sierra Leone 221 neue bestätigte und Verdachtsfälle sowie 106 weitere Ebola-Tote gemeldet worden. In Liberia allein wurden bis Montag 972 der insgesamt 2.473 bestätigten oder Verdachtsfälle registriert. 576 Ebola-Tote wurden in diesem Land erfasst.

Der mit dem Ebola-Virus infizierte amerikanische Arzt Kent Brantly ist nach der Behandlung mit einem noch nicht zugelassenen Medikament aus einer Klinik in Atlanta in den USA entlassen worden. Er war nach seiner Erkrankung in Liberia ausgeflogen worden.

Ein bis zwei Ärzte auf 100.000 Einwohner

Die Bekämpfung wird noch Monate dauern, stellen WHO-Generaldirektorin Margaret Chan und US-Experten im aktuellen "New England Journal of Medicine" fest. Die Situation könne sich sogar noch verschlechtern. "Die am stärksten betroffenen Länder - Guinea, Liberia und Sierra Leone - sind unter den ärmsten Staaten der Welt. Sie waren jahrelang Konflikt- und Bürgerkriegszonen, was ihr Gesundheitswesen zerstört oder stark beeinträchtigt hat. In manchen Regionen blieb eine ganze Generation von Kindern ohne Bildung zurück. In diesen Staaten kommen nur ein bis zwei Ärzte auf 100.000 Einwohner - und diese sind fast nur in den Städten", schrieb die Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation.

Thomas Frieden und andere Fachleute vom US-Zentrum für Krankheitskontrolle (CDC) betonen in ihrem Beitrag für das angesehenste wissenschaftliche Medizin-Journal der Welt die gravierenden Defizite in den betroffenen Staaten: "Die Stadt Lagos (Nigeria; Anm.) weist allein eine Bevölkerungszahl auf, welche der Einwohnerzahl von Guinea, Sierra Leone und Liberia zusammen entspricht. Zwei Wochen vergingen, bis dort effektive Isolations- und Behandlungsstrukturen eingerichtet waren. Nigeria hat seine Maßnahmen deutlich verbessert, aber ob das Land rechtzeitig genug reagierte, um einen großen Ausbruch zu verhindern, ist noch unklar."

Westafrika droht humanitäre Krise

Eines sei klar, so die Experten: "Es wird noch viele Monate dauern, bis der Ausbruch an seiner Quelle gestoppt ist." Dabei gibt es im Grunde relativ einfache drei Maßnahmen, welche bisher gegen Ebola immer wirksam waren: Auffinden von Erkrankten und Kontaktpersonen, adäquater Umgang (Behandlung, Beobachtung etc.) mit diesen Personen und Prävention."

Den Ebola-Gebieten in Westafrika droht nach Einschätzung der Welthungerhilfe eine humanitäre Krise. Die Lage entwickle sich von einer Gesundheits- zu einer Hungerkrise, sagte Asja Hanano, Koordinatorin der Welthungerhilfe in Liberia am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Berlin. Das sei durch den zum Erliegen gekommenen Handel, die geschlossenen Grenzen und die darniederliegende Feldarbeit bedingt. Die WHO hat sich bisher strikt gegen Handels- und Reisebeschränkungen - exklusive von erkrankten Personen - ausgesprochen. Die Ebola-Erreger werden durch direkten Kontakt vor allem mit Körperflüssigkeiten von Erkrankten (Blut, Speichel, Exkremente) übertragen. Es gibt keinen Übertragungsweg über Aerosole, also über die Luft. (APA, derStandard.at, 21.8.2014)