New York / Wien - Die Bank of America legt ihren jahrelangen Streit mit der US-Regierung über den Verkauf fauler Hypothekenpapiere mit einer Rekordstrafe von fast 17 Milliarden Dollar (13,5 Milliarden Euro) bei. Das Institut und das US-Justizministerium gaben den Vergleich am Donnerstag bekannt. Demnach fließen rund 9,7 Milliarden Dollar in bar an die Behörden, mit dem Rest des Geldes soll Hausbesitzern in Not geholfen werden.
Der Vergleich dürfte zwar das laufende Quartal verhageln; durch die Belastungen dürfte sich der Vorsteuergewinn im laufenden dritten Quartal voraussichtlich um 5,3 Milliarden Dollar verringern, wie die Bank of America einräumte. An der Börse herrschte aber Erleichterung, dass die Bank damit den Großteil ihrer Altlasten vom Tisch räumt. Die Aktie zog im frühen Handel an der Wall Street deutlich an. "Wir glauben, dass dieser Vergleich im besten Interesse unserer Aktionäre ist und uns erlaubt, nach vorne zu schauen", sagte Vorstandschef Brian Moynihan. Das Institut soll beim Verkauf von verbrieften Immobilienkrediten an Investoren Risiken verschleiert haben, die erst zutage traten, als der amerikanische Häusermarkt in der Finanzkrise kollabierte.
Hohe Strafen kommen noch
Mit der neuen Rekordstrafe haben Banken in den USA bereits mehr als 100 Milliarden Dollar an die Aufsichtsbehörden bezahlt. Weltweit dürfte noch einiges für diverse Machenschaften hinzukommen. Allein für die Manipulation von weltweit verwendeten Zinsindikatoren wie dem Libor rechnet das Analystenhaus Keefe, Bruyette & Woods mit Strafen von 46 Milliarden Dollar. Dahinter rangieren nach dieser Schätzung Bußen für das Drehen an wichtigen Wechselkursen, die sich auf 26 Milliarden Dollar belaufen könnten.
Vor der Bank of America hatten sich bereits JPMorgan mit 13 Milliarden Dollar und Citigroup mit sieben Milliarden Dollar verglichen. Überdies gab es parallel dazu direkte Streitschlichtungen mit Geschädigten wie Fannie Mae und Freddie Mac oder der staatlichen Behörde Federal Housing Finance Agency, an die die Bank of America im März schon 9,5 Milliarden Dollar überwiesen hat.
Eingebrockt hat sich die Bank die Probleme in erster Linie mit der Übernahme des Immobilienfinanzierers Countrywide im Juli 2008, der in der Verbriefung von Ramsch-Hypothekenkrediten ein großes Rad gedreht hatte. 500 Milliarden Dollar an Krediten hatte Countrywide an zweitklassige Schuldner vergeben. Dann ließ sich der Finanzkonzern auf Druck der US-Regierung im September 2008, einen Tag vor dem Zusammenbruch von Lehman Brothers, auch noch den Kauf der Investmentbank Merryl Lynch aufs Auge drücken. Der damalige Bankchef Ken Lewis hatte damit die letzte von 3.000 Übernahmen getätigt, mit denen aus dem einstigen Provinzinstitut NCNB aus Charlotte in North Carolina die Bank of America geformt wurde.
"Shitbags"
Zu diesem Zeitpunkt waren die Immobilienpreise längst auf Talfahrt, die ohne Einkommensnachweis vergebenen Darlehen entpuppten sich als Pulverfass. Durch die Verbriefungen wurde der halbe Globus angesteckt, da diese von internationalen Investoren in großem Stil gekauft wurden. Für Aufsehen sorgten Details, wie sich die großen Banken des Schrotts entledigten. In internen E-Mails von Morgan Stanley wurden die Produkte beispielsweise als "Shitbag" oder "Nuclear Holocaust" bezeichnet. Das lässt darauf schließen, dass die Banken teilweise bewusst wertlose Portfolios an Kunden überwälzten.
Nachdem erst weit geringere Vergleichssummen kolportiert worden waren, hatte US-Präsident Barack Obama das Justizministerium angewiesen, eine Sondereinheit für den Hypothekenschwindel einzurichten. (Reuters, as, DER STANDARD, 22.8.2014)