Es ist schneller gegangen als gedacht. Schon am Donnerstag hat das deutsche Kartellamt dem Verkauf der Karstadt-Anteile von Nicolas Berggruen an den österreichischen Immobilien-Investor René Benko und seine Signa-Holding zugestimmt.

"Letzten Endes wird hier ein Investor durch einen anderen ausgetauscht. Wir konnten die Prüfung des Vorhabens daher nach nur wenigen Tagen abschließen und das Vorhaben freigeben", erklärte Behördenchef Andreas Mundt. Somit sind nun wieder alle Karstadt-Häuser in einer Hand. Die Premiumfilialen KaDeWe (Berlin), Oberpollinger (München) und das Alsterhaus (Hamburg) sowie die Karstadt-Sportgeschäfte hatte Benko schon 2013 übernommen.

Unklar ist bis jetzt, was er nun mit der defizitären Warenhauskette vorhat. Mit Spannung wird daher die erste Aufsichtsratssitzung nach dem Wechsel erwartet. Diese hätte eigentlich am Donnerstag stattfinden sollen, war aber verschoben worden, weil Signa noch die Entscheidung des Kartellamtes abwarten wollte.

Der deutsch-amerikanische Investor Nicolas Berggruen, der 2010 eingestiegen war, dürfte froh sein, das Abenteuer Karstadt beendet zu haben. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung erklärt er, den Verkauf schon seit einiger Zeit geplant zu haben, um Karstadt einen Neustart zu ermöglichen.

Kein Erfolg für Berggruen

Er betonte auch: "Am Ende des Tages war Karstadt kein finanzieller Erfolg für mich." Er habe "weniger" als 40 Millionen Euro durch die Lizenzgebühren für die Namensrechte von Karstadt verdient. Benko habe er die Kette für einen Euro, "also für nichts", überlassen, statt den Konzern zu zerlegen und die wertvollen Teile an jemanden andern zu verkaufen. Damit "hätte ich viel Geld verdienen können", so Berggruen. Er habe aber nichts einzeln verkauft, "weil ich Karstadt als Ganzes erhalten wollte".

Während sich Benko und Signa mit ihren Plänen noch bedeckt halten, deutet Berggruen die Schließung von einigen der 83 übernommenen Filialen an und erklärt: "Kann es in Zukunft in fast allen deutschen Städten ein Warenhaus geben? Ich habe da inzwischen meine Zweifel." Angeblich sieht ein Sanierungsplan die Schließung von 20 Häusern in kleineren deutschen Städten vor.

Dagegen läuft die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi Sturm. Arno Peukes, der für die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat von Karstadt sitzt, hat in einem Interview mit dem Standard erklärt: "Räumungen und Schließungen eines Hauses kosten sehr viel Geld." Möglicherweise falle eine Summe zwischen 200 und 400 Millionen Euro an. Diese möge Benko lieber in die Sanierung stecken, um die 17.000 Arbeitsplätze der Mitarbeiter zu sichern.

Berggruen meint hingegen, die Gewerkschaften sollten überlegen, was gut für Karstadt sei: "Manchmal ist es bei einer Sanierung eben so: Am Anfang tut es weh, aber langfristig hilft es." (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, 22.8.2014)